Motoglobe

Wüste und persische Architektur

Wüste und persische Architektur

Die Wüste Irans erscheint mir unendlich. Seit drei Tagen fahre ich Strecken von durchschnittlich 350 km durch lebensfeindliche Gebiete. Dünen, kahle Berge, Steppe und teilweise nichts ausser brauner Masse wechseln sich in regelmässigen Abständen ab.

 

Die Temperaturen sind morgens angenehm, steigen aber rasch an und erreichen ab Mittag 45 Grad. Da bin ich froh, wenn ich mit Tempo 80 km über die gut ausgebauten Wüstenstrassen rollen kann und der Fahrtwind ein wenig das Gefühl von Erfrischung bringt.

 

Am zweiten Tag erreiche ich abends die Wüstenortschaft Khur und stoppe beim örtlichen Hotel. Das Einfahrtstor ist geöffnet, die Eingangstüre jedoch verschlossen. Weit und breit ist auch niemand zu sehen. Was nun? Ich klopfe ein paar Mal kräftig an die Tür und warte, aber nichts passiert. Müde setze ich mich auf die schattige Bank und trinke meine Wasserreserven leer. Na gut, dann fahre ich eben noch etwas weiter. Kaum fertig gedacht, öffnet sich doch noch die Eingangstüre und ein älterer Herr steht im Türrahmen. Er grüsst mich freundlich und erklärt mir, dass in den Sommermonaten kaum Gäste kommen würden und deshalb die Türe verschlossen war. Vermutlich hat er aber irgendwo geschlafen bei dieser Bruthitze. 

 

Durch die stilvoll eingerichtete Eingangshalle führt er mich zum Innenhof, der mit 40 Zimmern umgeben ist. Wau, das ist ja eine richtig grosse und schöne Hotelanlage, die sicher auch ihren Preis haben wird. Ich frage deshalb gleich als erstes nach den Kosten und kann es kaum glauben, als er mir sagt, dass das Zimmer mit Frühstück und Nachtessen CHF 15.00 kostet. Ich bleibe und verbringe einen geruhsamen Abend mit feinem Nachtessen im Innenhof.Tags darauf entscheide ich mich in der 30 km entfernten Oase Garmeh einen Ruhetag einzulegen. Auch hier ist das Guesthouse geschlossen. Der Lärm meiner KTM bleibt aber nicht ungehört und so erscheint bald der Hausherr, ebenfalls auf einem Motorrad. Kaum eingetreten klingelt sein Telefon und es melden sich noch weitere vier Touristen für den Abend an. Ganz verdutzt schau er mich an. So viele Touristen in der Offseason sei doch aussergewöhnlich.

 

Die Wüstenstadt Yazdi ist mein südlichster Reisepunkt im Iran. Dazwischen liegt etwas abseits der Route die alte Pilgerstätte Chak-Chak auf knapp 1’500 Meter eingebettet in einer Felswand. Da die Temperaturen hier oben angenehmer sind, entscheide ich mich, die Schlaufe zu fahren.

 

Als ich in die Nähe von Yazd komme, nimmt einerseits der Verkehr massiv zu und andererseits meine Reisegeschwindigkeit ab. Der Schweiss läuft mir deshalb nur so runter und ich muss mich voll konzentrieren, um mit der chaotischen Fahrweise der Einheimischen mithalten zu können.

 

Dank Navi finde ich das Hotel auf Anhieb. In der Lobby, die im Innenhof liegt, steht ein grosser Kühlschrank gefüllt mit Wasserflaschen. Ich gehe direkt darauf zu und trinke zuerst einmal zwei Liter Wasser. Der Angestellte sieht mir dabei lachend zu. Zehn Minuten später liege ich auf dem Hotelbett und der kalte Wind das Aircondition kühlt meinen Körper ab.

Klicke auf das jeweilige Bild für eine Bildvergrösserung und Beschreibung

Ich schalte das Aircondition aus. Zwei Stunden später wache ich schwimmend in meinem Bett auf, so geschwitzt habe ich. Also Aircondition wieder einschalten und dann wieder ausschalten. So geht das die ganze Nacht.

 

Um 07.30 Uhr stehe ich frisch geduscht beim Frühstücksbuffet. Die Auswahl hält sich in Grenzen und es gibt wie überall im Iran Brot, Käse, Tomaten, Gurken und natürlich Tee. Ich esse ein paar Happen und mache mich dann auf für eine erste Altstadtbesichtigung von Yazd.

 

Sie Sonne brennt bereits stark vom Himmel und das Thermometer zeigt bestimmt schon über 30 Grad an. Jeweils den Schattenplätzen nachgehend, schlendere ich durch die verwinkelten kleinen Gässchen der Altstadt. Auch mit meinem ausgeprägten Orientierungssinn wüsste ich in diesem Wirrwarr von Durchgangswegen nicht mehr, wo ich bin. Mit Hilfe von maps.me finde ich mich aber leicht zurecht. Dank dieser App bestelle ich auch bald einen feinen Cappuccino in einem Restaurant, dass seitens vieler Besucher im TripAdvisor für Kaffeeliebhaber empfohlen wurde. Er schmeckt super.

 

Zwei Stunden ist es erdrückend heiss. Die Hitze schleicht sich auch in alle überdachten Durchgänge, in denen die Bazare der Altstadt sind, ein. Ein Grund für viele Ladenbesitzer ihre Geschäfte bis 17.00 Uhr zu schliessen. Auch für mich Zeit etwas verspassten Schlaf der vorangegangenen Nacht aufzuholen.

 

Tags darauf stehe ich früh auf in der Hoffnung in die ersten zwei Stunden mit etwas kühleren Temperaturen nach Isfahan fahren zu können. Ich bringe mein erstes Gepäckstück zum Motorrad und werden von einem kräftigen Wind empfangen und die Sonne wird von einem drüben braunen Himmel verdeckt. Das ist Sand, der vom Wind aufgewirbelt wird. Ist da etwa ein Sandsturm im Anmarsch?

 

Beim Frühstück frage ich deshalb den Hotelangestellten, wie die Wettersituation ist. „Viel Wind“ meinte er, aber einen Sandsturm sei nicht angesagt. Klingt schon mal gut. Eigene Erfahrungen mit Wüstenwetter habe ich keine. Deshalb kann ich die Situation nicht einschätzen. Meine geplante Route, die über 50 km auf einer Schotterpiste durch die Wüste führen würde, verwerfe ich deshalb und fahre stattdessen sicher das erste Stück über die Autobahn. Ändert sich das Wetter zum Schlechten, gibt es dort genügend Verkehr / Leute, die wissen würden, was zu tun wäre. Je näher ich nach Isfahan kommen, desto schwächer werden die Winde. Der Himmel ist ebenfalls klarer geworden. Ich verlasse deshalb die Autobahn und rolle auf verkehrsarmen Überlandstrassen weiter. Viel mehr als Sand und Wüsten Strauche gibt es leider nicht zu sehen. Isfahan kündigt sich mit einer immer grüner werdenden Landschaft an, die landwirtschaftlich stark genutzt wird. Zudem sind die Temperaturen sicher um 5 Grad gesunken.

 

Meine Unterkunft habe ich so gewählt, dass ich nicht bis ins Zentrum der 1.4 Millionen Stadt fahren muss. So komme ich unbeschadet, was bei der iranischen Art im Stadtverkehr zu fahren nicht selbstverständlich ist, im Hostel an.

 

Das Hostel bietet am nächsten Morgen einen Stadtrundgang an. Das gefällt mir und nach dem Frühstück geht es gleich los. Wir sind nur zu zweit und haben wir uns schnell geeinigt, dass wir zuerst einen feinen Kaffee trinken gehen.

 

Wir starten bei der berühmten Si-o-se Pol Brücke. Imposant steht sie da, nur Wasser gibt es im grosse Flussbeet keines. Dies sei schon seit anfangs Jahr so, erklärt uns der Hostelmanager, der unser Guide ist. Der Klimawandel und die intensive Wassernutzung fuhren zu diesem Umstand.

 

Das naheliegende Armenienviertel ist unser nächstes Ziel und dann geht es zum zweitgrössten Platz der Welt, dem Naqsch-e Dschahan Platz. Wunderschön liegt er da und bietet allen Besuchern mit seinen Rasen- und Wasserflächen genügend Raum und Platz, um zu verweilen.

 

Hier treffen wir auf ein paar Freunde des Hostelmanagers und unterhalten uns bei einem Drink in einem der vielen Restaurants rund um den Platz. Dabei merke ich schnell, dass die Iranerinnen und Iraner nicht zurückhaltend mit Kritik an ihrer Regierung und den vielen Regeln, die vor allem die Frauen trifft, sind und sie offen darüber reden. Zudem spüren sie alle die negativen Auswirkungen der neuen US-Sanktionen gegen den Iran. Die Währung hat sich seither gegenüber dem EURO und $ um das Dreifache entwertet.

 

Die Zeit vergeht dadurch rasant und nach der Besichtigung der prächtigen Abbasi Moschee ist es 18.00 Uhr. Der auf zwei Stunden angesetzte Stadtrundgang zog sich somit über den ganzen Tag hinweg. Unserem Guide macht dies gar nichts aus und er möchte uns noch mehr zeigen. Ich bin aber zu müde, der andere Teilnehmer auch und wir lehnen dankend ab.

 

Der Tag widerspiegelt die ausgeprägte Gastfreundschaft der Iraner und die Worte, die ich schon oft gehört habe – Willkommen im Iran.

Route und Downloads

Track und POI meiner Route

Die GPX Datei enthält den Track und diverse Wegpunkte von Pässen, Sehenswürdigkeiten, Strasseninfos, Restaurants, Unterkünfte, Grenzen und mehr. Alle Daten ohne Gewähr.

Picture of Christian Feustle
Christian Feustle

Autor und Inhaber der Marke Motoglobe

Nach oben scrollen
Cookie Consent mit Real Cookie Banner