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Hafen Rotterdam

Verschiffung Hafen Rotterdam

01.11.2024 routen >> afrika hautnah

Die Speditionsfirma gibt mir ein Zeitfenster von drei Tagen, um die Honda im Rotterdamer Hafen abzuliefern. Für die Anreise plane ich ebenfalls drei Tage ein, um ohne Autobahnen unterwegs zu sein und entspannt zu fahren. Zusätzlich baue ich einen Reservetag ein, falls unterwegs etwas Unvorhergesehenes passiert. Neben der Honda kann ich auch einige Gepäckstücke mitverschiffen: mein Werkzeug, Ersatzteile, den Trinkrucksack, die Schlafmatte, das Zelt und meine Enduro Stiefel.

 

Meine Route plane ich grob entlang des Rheins. Ich starte bei trübem und kaltem Nebelwetter und überquere den Rhein das erste Mal bei Kaiserstuhl in Richtung Deutschland. In den Höhenlagen des Schwarzwalds kommt dann endlich die Sonne heraus. Die wärmende Sonnenfahrt wird dann allerdings von einer Straßensperrung getrübt, die mir einen Umweg von 30 Kilometern beschert.

 

Nach einer Mittagspause in Triberg geht es auf der Schwarzwaldhochstraße entlang des Nationalparks Schwarzwald weiter. In diesem Gebiet bin ich zum ersten Mal unterwegs und freue mich, dass diese Strecke miteinplanen konnte. Die Krönung der Panoramastrasse bietet der gut besuchten Aussichtspunkt Mummelsee, wo ich einen schönen Blick über den Schwarzwald und heutiges Nebelmeer bekomme. Zwei Stunden später erreiche ich meine Unterkunft bei Heidelberg, wo ich abends auf Christian treffe, mit dem ich einige Wochen in Südamerika unterwegs war. Schön, ihn wiederzutreffen.

 

Erneut starte ich bei dichtem Nebel und fahre weiter nach Norden. Ich durchquere das Weinanbaugebiet Rheinhessen, wo die Rebberge in verschiedenen Herbstfarben leuchten – Leider nimmt das Nebelgrau der Landschaft etwas die Farbenpracht.

 

Bei Bingen überquere ich erneut den Rhein und folge dem Flussufer bis kurz vor Koblenz. Die Strecke verläuft entlang schöner Rheindörfer und alter Schlösser, während auf dem Fluss reger Güterverkehr herrscht.

 

In der Nähe von Koblenz wohnt Bernd, den ich über Facebook kennengelernt habe. Er ist ebenfalls viel mit seinem Motorrad auf Reisen gewesen, unter anderem in Afrika. Wir sind für einen Kaffee bei ihm zu Hause verabredet.

 

Eine weitere Straßensperrung zwingt mich jedoch zu einem weiteren Umweg durch die umliegenden Hügel. Trotzdem erreiche ich Bernd zu unserer verabredeten Zeit. Bei einer leckeren Suppe und einem Kaffee tauschen wir uns über unsere Reiseerfahrungen aus. Vielen Dank für die Bewirtung, Bernd!

 

Als ich wieder weiterrolle setzt leider etwas Regen ein, der jedoch nach einer halben Stunde Fahrt wieder nachlässt. Am Abend komme ich schließlich bei meiner Unterkunft in der Nähe von Köln an und lasse den Tag mit einem schmackhaften Abendessen im angeschlossenen Restaurant ausklingen.

 

Das Wetter bleibt trüb, aber wenigstens milder als in den zwei Tagen davor. Meine Unterkunft liegt im größten Braunkohlerevier Deutschlands, und der Hambacher Tagebau – die größte Abbaufläche – ist nur wenige Kilometer entfernt. Das möchte ich mir ansehen und fahre zu einem der vier offiziellen Aussichtspunkte. Ich weiss von Fotos, dass die Tagebauflächen gigantisch sind. Es real zu sehen, ist dann aber doch noch eine Spur eindrücklicher als ich erwartet habe. Solch eine riesige Mine habe ich noch nie gesehen. Darin sehen die grossen Abbaubagger wie kleine Spielzeuge aus. Wieder auf der Honda fahre ich einige Kilometer dem Tagebaugebiet entlang und halte an einem weiteren Aussichtspunkt. Erneut raubt mir die riesige Grösse die Worte.

 

Danach ist Schluss mit Aussichtspunkten, denn ab hier bis nach Rotterdam ist das Gelände flach. Ab der niederländischen Grenze komme ich zügig voran, selbst auf den Nebenstraßen. Viele Ortschaften liegen seitlich der Route, sodass wenig Stadtverkehr den Fluss stoppt.

 

Kurz vor Rotterdam führt meine Route durch den Nationalpark De Biesbosch, und ich überquere ein letztes Mal auf einer Fähre den Rhein. Hier teilt sich der Fluss bereits in verschiedene Arme auf, die alle kurz darauf ins Meer fliessen.

 

Rotterdam selbst begrüßt mich mit den berüchtigten 6- bis 8-spurigen Autobahnen der Niederlande. Ohne mein Navigationsgerät würde ich mich in diesem Autobahndschungel wohl kaum zurechtfinden. Die Autobahnkreuze erinnern mich an die in den USA, oft mit drei Ebenen übereinander. Durch den vierspurigen Benelux-Tunnel erreiche ich schließlich das Hafengebiet, wo ich in der Nähe der Abgabestelle für die Verschiffung der Honda ein Hotel gebucht habe. Eine Tankstelle mit Waschboxen, die nur wenige hundert Meter entfernt liegt, nutze ich noch, um die Honda vom Straßenspritzdreck zu befreien. Danach reinige und schmiere ich in der Hotelgarage die Kette und mache die Maschine bereit für die Verschiffung.

 

Heute Morgen ist das Wetter mit Nieselregen und Nebel noch trüber als den vorherigen Tagen. Gemäss Wetterbericht sollte es jedoch im Laufe des Morgens besser werden.  Ich lasse mir deshalb beim Frühstück Zeit. Gegen zehn Uhr lichtet sich dann tatsächlich das Nieselwetter und ich nutze die Gelegenheit, um trocken zum Lagerhaus zu fahren, das ich auf Anhieb finde.

 

Ein freundlicher Mitarbeiter winkt mich hinein, und ohne große Worte ist klar, dass man mich erwartet. Ich hänge die Batterie ab, gehe ins Büro, und tausche das Carnet de Passage gegen eine Quittung. Als ich zurückkomme, ist die Honda bereits in den Weiten des Lagerhauses verschwunden.

 

Ich frage nach der Metrostation zur Innenstadt, die in der Nähe liegt. Der Mitarbeiter erklärt mir, dass ich einfach mit meiner Kreditkarte bei den Drehkreuzen an den Metro- und Bahnhöfen einchecken kann und ich kein Ticket mehr nötig ist. Der Fahrpreis wird anschliessend automatisch meiner Karte belastet. Ich bin gespannt, ob das so einfach funktioniert und verabschiede mich. Tatsächlich kann ich mit der Kreditkarte beim Drehkreuz einchecken und der kurz die kurz darauffolgende Metro bringt mich in 20 Minuten ins Zentrum, wo ich erneut mit der Karte auschecken kann. Das nenne ich ein benutzerfreundliches Ticket-System.

 

Mein Hotel liegt wenige Meter neben der Metrostation inmitten einer grossen Fussgängerzone. Obwohl ich zu früh dran bin, bekomme ich direkt mein Zimmer. Ich deponiere mein Gepäck und begebe mich danach ins Bistro im 5. Stock, wo ich gemütlich einen feinschmeckenden Kaffee trinke.

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Rotterdam ist für mich ein neues Ziel, und da meine Partnerin die Stadt wegen ihrer modernen Architektur empfiehlt, plane ich etwas Zeit für eine Besichtigung ein. Am Nachmittag meiner Ankunft setzt jedoch Regen ein. Da viele Sehenswürdigkeiten gleich in der Nähe meines Hotels liegen, konzentriere ich mich auf diese – perfekt für das Wetter.

 

Gleich um die Ecke liegt die Markthalle, ein riesiges, hufeisenförmiges Gebäude, das eindrucksvoll zeigt, wie Rotterdam moderne Architektur fördert. Ich schlendere durch die Reihen, und die Zeit verfliegt im Nu. Danach spaziere ich weiter zum extravaganten Hauptbahnhof. Auf dem Weg komme ich am imposanten alten Rathaus vorbei, das eindrucksvoll zeigt, wie Alt und Neu in dieser Stadt kunstvoll verschmelzen. Das dreieckige Bahnhofsgebäude lässt mich anschliessend erneut staunen – Rotterdam macht’s spannend! Den Tag beende ich mit einem leckeren Nudelgericht in einem der vielen asiatischen Restaurants nahe meiner Unterkunft.

 

Am nächsten Morgen begrüßt mich ein grauer, aber trockener Himmel – eine Abwechslung zu den nebligen Tagen davor. Vor dem Frühstück besichtige ich die Kubus Hauser, die ebenfalls nur wenige Schritte entfernt sind und bestelle mir danach etwas zum Essen in einem vielbesuchten Café.

 

Gut gestärkt starte ich zu meinem Stadtrundgang, der mich 13 Kilometer durch die Innenstadt und benachbarte Viertel führt. Immer wieder fasziniert mich die Kombination von alt und neu, die Rotterdam ein besonderes Flair verleiht. Auffallend ist ebenfalls, wie gut man die Stadt zu Fuß erkunden kann. Mehrheitlich sind die breiten Gehwege weg von der Strasse und / oder führen direkt den Wasserläufe entlang. Das Gleiche gilt für die Fahrradwege, die ebenfalls eine eigene breite Spur haben, so dass sich Fussgänger, Fahrradfahrenden und die Autos nur selten in die Wege kommen.

 

Gegen den späten Nachmittag bin ich zurück im Hotel und hole mein Gepäck ab. Dann heisst es nochmals laufen bis zum Hauptbahnhof, wo ich den Zug zum Amsterdamer Flughafen nehme. Erneut kann ich einfach mit meiner Kreditkarte ein- und auschecken – ganz ohne Ticket. Eine halbe Stunde später fährt der Schnellzug bereits im 70 km entfernten Schiphol Flughafen ein, wo ich zwei Stunden später meinen Flug zurück nach Zürich nehmen. Auch läuft alles reibungslos und wir kommen sogar 20 Minuten früher als geplant in Zürich an. Eine Seltenheit im heutigen Flugverkehr.

 

Eigentlich hätte ich lieber den Zug für die Rückreise genommen. Leider war jedoch die Zugsfahrt knapp € 100.00 teurer als das Flugticket plus wäre die Reise insgesamt 5 Stunden länger gewesen. Da hat der ÖV-Verkehr noch Verbesserungspotential.

Route und Downloads

Track meiner Route

Die GPX Datei enthält den Track meiner Route von Zürich nach Hamburger Hafen.

Picture of Christian Feustle
Christian Feustle

Autor und Inhaber der Marke Motoglobe

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