
Strandleben
08.06.2025 routen >> afrika hautnah
Nach dem Frühstück gehe ich nochmals kurz zum Geldautomaten und mehr Bargeld dabei zu haben. Lieber zu viel Cash dabeihaben als zu wenig. Zudem kann ich hier Geld ohne Kommission beziehen, was selten ist.
Danach packe ich alles zusammen, verabschiede mich von der Guesthousebesitzerin und kurve los in Richtung Norden aus der Stadt. Bei einem der Rotlichtstopps hält ein grosser 4×4 Wagen neben mir und ein Mann schaut aus dem Fenster und ruft auf Englisch, ob ich aus der Schweiz bin. Ich nicke und er ruft, ob ich am Strassenrand kurz anhalten kann, was ich mache. Er hält hinter mir, steigt aus und stellt sich mir als Viktor vor. Er sei ursprünglich aus der Ukraine, wohne jedoch schon seit Jahren in Südafrika und Mosambik. Einer seiner Freunde hier komme aus der Schweiz und betreibe eine Autogarage. Er hätte ihm Fotos von mir geschickt, er folge mir schon seit ein paar Strassenzüge und den «Auftrag» bekommen, mich zu einem Kaffee beim seinem Schweizer Freund einzuladen. Ich erwidere, dass mich das freue und ob den sein Schweizer Freund weit weg von hier seine Garage habe, worauf er meinte, nein, nein, nur etwa 10 Minuten.
Da ich es nicht eilige habe, willige ich ein und folge ihm kreuz und quer durch die Strassen bis wir nur ein paar Häuserblocks entfernt von meiner Unterkunft bei der Autogarage ankommen. Sein Schweizer Freund Richard wartet bereits draussen und winkt mich dahin, wo ich meine Honda abstellen kann. Viel Patz hat es nicht, weil alles Häuser hier eng aufeinander liegen.
Richard stellt sich mir vor und nimmt mich gleich mit in die Garage hinein und dort in den oberen Stock, wo sein kleines Büro ist. Ich bekomme den versprochenen Kaffee und erfahre dabei, dass Richard bereits über 40 Jahre in Afrika lebt. Er war in mehreren afrikanischen Ländern für das Rote Kreuz als Protesenbauer tätig und blieb in den 80er Jahren in Mosambik hängen. Er heiratete und gründete die Autogarage, die er heute zusammen mit seinem Sohn führt.
Während des Gespräches kommt plötzlich ein Polizist ins Büro, plaudert ein wenig mit Richard und fragt mich, wie es mir in Mosambik gefällt. Dann ist er auch schon wieder weg. Richard meint, dass er eine höhere Stellung in der Stadt hat und wöchentlich einfach vorbeikommt, um etwas zu plaudern. Dabei schaut für ihn das eine oder andere Geschenk heraus, was im Gegenzug Richard was nützt, wenn er einmal auf die Polizei angewiesen ist oder irgendwo mit einem Beamten Probleme hat.
Anschliessend zeigt mir Richard noch seine Motorräder. Er hat drei Strassenrennmaschinen, wobei eine seinem Sohn gehört. Sie sind Mitglied eines Motorradclubs in Südafrika in der Nähe von Johannesburg. Von Maputo aus sind das lediglich an die 500 km, was hier keine grosse Distanz ist.
Nach einer Stunde verabschiede ich mich von ihm und fahre anschliessend wieder auf der gleichen Route wie vorhin in Richtung Norden aus der Stadt.
Das langgezogen Land weist auf seiner Nord/Süd Route nur eine Strasse auf, die geteert und einigermassen unterhalten wird. Biegt man von diese ab, findet man sich auf schlechten Schotterstrassen wieder, die je näher sie der Küste sind, je sandiger sie werden. Es gibt daher für mich keine annehmbare Alternative als auf dieser Hauptverkehrsachse zu fahren.
Landschaftlich hat Mosambik vor allem schöne Strände und Tauchgebiete zu bieten. Und warme Temperaturen trotz Winterzeit. Ansonsten ist das Land flach. Entsprechend ist meine Fahrt in die 500 km nördlich gelegene Praia do Tofo nicht mit landschaftlichem Highlight bespickt.
Dafür läuft auf der Strasse viel. Weil es nur diese eine Hauptverkehrsachse gibt, liegen viele der Siedlungen entlang dieses Verkehrsachse. Ich durchquere also viel kleinere und grössere Dörfer und Städtchen, in denen jeweils links und rechts am Strassenrand alles voll ist mit Verkaufsständen und vielen Menschen.
Wegen den hohen Preisen, Mosambik stellt fast nichts selbst her und muss daher alles importieren, floriert der Strassenhandel und man kann fast alles bei den Verkaufsständen kaufen.
Die Strecke nach Tofo teile ich auf in zwei Tage und übernachte heute in der grösseren, recht gepflegten Ortschaft Xai-Xai. Meine Unterkunft finde ich auf anhieb und das gebotene Zimmer ist besser als ich angenommen habe. Auf Restaurantfood habe ich heute keine Lust und spaziere deshalb nach einer Dusche der Hauptstrasse entlang zum Supermarkt, der ungefähr einen Kilometer entfernt liegt. Auf dem Rückweg kaufe ich noch ein paar Früchte bei einem der Verkaufsstände ein. Den Rest des Abends verbringe ich mich relaxen
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Auf meiner heutigen Strecke geht es im gleichen Stil weiter wie gestern. Es hat zwar jetzt weniger grössere Siedlungen und der Dschungel kommt etwas näher and die Strasse heran, aber viel mehr Abwechslung bietet das nicht.
Ich mache deshalb mehrere Male Pause, weil das monotone Fahren ermüdend ist. Dabei danke ich einmal und entdecke dabei eine kleine Bäckerei, die an der Tankstelle angeschlossen ist. Sie verkaufen leckere frische Muffins und einen einigermassen trinkbaren Cappuccino. Ab jetzt muss ich mich umstellen und nur noch schwarzen Kaffee bestellen. Der schmeckt nämlich meistens gut.
Die Praia do Tofo und das gleichnamige kleine Dörfchen liegen auf einer Landzunge. Um dahin zu gelangen, muss ich die Hauptverkehrsachse verlassen. Bis vor ein paar Jahren wäre ich jetzt auf einer Sandpiste gelandet, was mir die Fahrt dahin wohl verunmöglich hätte. Es sind nämlich noch 80 km bis dahin. Heute ist es ein rumpelige Teerstrasse, die mich zuerst in die grössere Ortschaft Inhambane bringt und von dort auf eine schmaleren, oft vom Sand zurückeroberten Teerstrasse nach Tofo. Der letzte Kilometer bis zu meiner Unterkunft ist dann ein Sandtrack, den ich mit der Honda ab gut meistern kann.
Für die nächsten vier Nächte wohne ich im Kite Surf Hostel, das von einem holländischen Paar geführt sind. Sie reisten 2018 mit ihrem Jeep durch Afrika und wussten von Anfang an, dass sie irgendwo für mehrere Jahren bleiben möchten. Tofo haben sie gewählt, weil der Ort trotz seinem schönen Strand und Tauchgebiete noch weit vom Massentourismus entfernt ist, aber trotzdem genügen Besucher anzieht, um ein Hostel betreiben zu können. Zudem sind beide sehr gute Kite Surfer und haben hier ideale Bedingungen für ihre Kite Surf Schule.
Meine Honda bekommt einen Platz im Garten hinter dem Fahrrad eines Portugiesen, der damit während den letzten 15 Monate über die Westroute von Portugal bis hierhergefahren ist. Hut ab, dass ist eine enorme Leistung. Mit ihm plaudere ich die nächsten Tage ein paar Mal und erfahre die eine oder andere Kuriosität, die einem auf der Westroute in Sachen Visa begegnet.
Weiter ist noch ein Schweizer Paar hier, die über die gleiche Firma wie ich mein Motorrad nach Kapstadt verschifft habe, einen Jeep mit Dach Zelt gekauft haben. Diesen können sie nach ihrer Reise der Firma wieder zurückverkaufen. Eine gute Sache für diejenigen, die einige Monate im südlichen Afrika herumreisen wollen, jedoch kein geeignetes Auto dazu besitzen. Mit ihnen komme ich leider nicht gross ins Gespräch, weil sie am nächsten morgen früh abreisen.
Nachdem ich mich in meiner Unterkunft eingerichtet habe, laufe ich die wenigen Metern bis zum Strand hinunter und von dort ins Dörfchen, wo es einige Shops, Restaurant und einen Markt gibt. Auf Empfehlung der Kite Surf Hostel Besitzen esse ich heute mexikanisch, was sich als sehr gut herausstellt. Viel mehr unternehme ich heute nicht mehr.
Die nächsten drei Tage verbringe ich mit langen Strandspaziergängen und stelle dabei fest, dass ausser mir nur ein paar Einheimische am Strand unterwegs sind. Kaum zu glauben, bei so einem idyllischen Ort. Der Tourismus leidet aber immer noch stark daran, dass vor ein paar Monaten grosse Ausschreitungen im Land stattfanden, wo viele Menschen getötet wurden und die Nord / Süd Verkehrsachse über mehrere Tage blockiert war. Mittlerweilen haben sich die politischen Parteien auf einen Kompromiss geeinigt und Ruhe ist wieder eingekehrt. Es dauert jedoch im einiges länger, bis der Tourismus wieder anrollt.
Im Hostel ist es bis auf die paar wenigsten Gäste ebenfalls ruhig und das Besitzerpaar hat viel Zeit, um mit uns zu plaudern. Am zweiten Tag gibt es dann eine kleine Rochade. Zwei der Gäste müssen gehen, weil zwei neue kommen. Da das Hostel nur vier Zimmer mit eigenem Bad hat, sind diese schnell einmal ausgebucht. Im grossen Dormitory übernachtet dafür niemanden. Eine der neuen Gäste ist Steffi aus Deutschland, die seit über 20 Jahren in Portugal lebt. Sie ist ebenfalls mit dem Motorrad unterwegs und ihn der gleichen WhatsApp Chat Gruppe wie ich. Sie ist von Europa aus auf die arabische Halbinsel gereist und hat dort von Dubai aus ihr Motorrad nach Mombasa in Kenia per Flugzeug verschickt. Die nächsten paar Monate bereist sie das südliche Afrika. Wie sie dann wieder zurück nach Europa kommt, weiss sie noch nicht.
Abends gehen wir jeweils gemeinsam Essen und treffen dabei an jedem Abend auf eine der zwei Reisenden, die das Hostal wechseln mussten. Eine davon ist Emilie aus Frankreich. Beim Plaudern während des Essens finden wir heraus, dass wir in Südamerika in der gleichen WhatsApp Chatgruppe waren und einmal zusammen gechattet haben, weil sie jemand suchte, der ich von Europa einen Kindle mit nach Peru mitbringen könnte. Ich hatte ich damals angeboten, den Kindle mitzubringen, wenn ihr Kontakt in Europa das Gerät nach Zürich schicken könnten. Zeitlich hätte diese gerade gepasst. Sie fand dann jedoch eine andere Lösung. Immer wieder lustig zu sehen, wie die Reisewelt klein ist und man sich auf der die eine oder andere Weise mehrere Male begegnet.
Die drei Tage mit Strand und Meer waren erholsam. Jetzt ist es aber wieder Zeit aufzubrechen. Wobei mein nächstes Ziel die Ortschaft Vilanculos ist, die ebenfalls an einem schönen Strand liegen soll und meine Unterkunft dieses Mal direkt am Strand liegt.
Ich breche frühzeitig auf, damit ich genügend Zeit für die 320 km weite Strecke habe. Man weiss nie genau, wie gut der Strassenbelag sein wird. Deshalb rechne ich lieber genügend Zeit ein, sollte ich langsamer vorwärtskommen als gedacht.
Von Inhabame aus gibt es eine Fährverbindung von der Landzunge aufs Festland. Leider ist diese nur für Fussgänger und Fahrräder. Ich muss deshalb eine grössere Schlaufe nach Süden fahren, um so aufs Festland zu kommen.
Wieder auf der Nord / Süd Achse biege ich nach Norden ab und fahre wie die anderen beiden Tage durch unzählige Siedlungen und Dschungellandschaft. Dabei lege ich einige Pausenstopps ein. Einer davon ist beim Tropic of Capricon Punkt, welcher hier durch Mosambik verläuft. Lediglich eine Tafel am Strassenrand weist darauf hin. Touristisch wird dies zu meiner Verwunderung nicht genutzt. Gut für mich. So kann ich einfach anhalten und in Ruhe ein Souvenirfoto machen.
Kurz darauf stopp mich der erste Baobab (Affenbrot) Baum auf meiner Afrikareise, welcher auf der anderen Strassenseite erscheint. Der Baum weisst einen ganz eigene Charakteristik auf. Und gleich nochmals etwas später taucht die erste Elefanten Warnhinweistafel auf. Das überrascht mich dann doch ein wenig. Mit herumlaufenden Elefanten habe ich in Mosambik nicht gerechnet. Nun gut, schlussendlich habe ich auch keinen gesehen.
Irgendwo auf der Strecke erscheint dann vor mir eine längere Fahrzeugkolone. Es sind alles Pickup Autos, auf denen gutgekleidet Menschen hinten drauf mitfahren. Da sie langsam unterwegs sind, überhole ich sie. Entweder ist das eine Beerdigung oder eine Hochzeit, geht es mir durch den Kopf. Das vorderste Auto bringt dann die Auflösung, es ist eine Hochzeit.
Ungefähr eine Viertelstunde später halte ich in einer kleineren Siedlung an der Tankstelle und kaufe mir bei einem Shop mit Stühlen im Schatten ein Wasser. Dabei werde ich von alle, die vorbeilaufen freundlich gegrüsst und alle die etwas englisch können, sagen etwas zu mir. Als ich die Wasserflasche geleert habe und mich wieder anziehe, erscheint die Hochzeit-Fahrzeug-Kolonne. Jetzt steht auf dem vordersten Pick-up nur noch das Brautpaar und alle dahinterfahrenden hupen wie wild. Das Brautpaar winkt staatsmännisch den Menschen auf der Strasse zu, die jedoch keine Anstalt machen, das Winken zu erwidern. Ein für mich lustiges Bild. Nachdem alle vorbeigefahren sind, drehen sie um und parkieren alle auf dem Platz der Tankstelle. Alle springen von den Pickups herunter und fangen sogleich an zu singen uns tanzen. Ich lasse es mir nicht nehmen und mache ein Foto davon. Das sieht einer der Hochzeitsgäste und kommt zu mir herüber. Ich halt ihm die Hand hin und stelle mich vor. Er schaut etwas kritisch, sagt mir dann aber ganz freundlich, wenn ich möchte, dürfe ich jetzt ein Foto vom Hochzeit machen. Innerlich muss ich lachen, bedanke mich aber ebenfalls ganz höflich und mache nochmals ein Foto. Zwischenzeitlich habe sich immer mehr der Hotelgäste zu mir hin verschoben. Alle nimmt es wunder, wer ich bin und vorher ich komme. Da ich nicht zu viel Aufmerksamkeit erzeugen will, sitze ich schnell auf die Enduro und verabschiede mich kollektiv von allen, starte den Motor und fahre langsam davon.
Nach Vilankulos sind es danach nur noch 50 Kilometer. Auch hier muss ich, um die Ortschaft zu erreichen, die Hauptverkehrsachse verlassen. Der Strassenabschnitt bis ans Meer war bis vor kurzem eine Schlaglochpiste der Extraklasse. Davon sind zum Glück nur noch wenige Abschnitte übrig. Der Rest ist gerade neue asphaltiert worden. Wie ich danach im Guesthaus erfahre, warteten sie darauf die letzten 10 Jahre.
Meine Unterkunft ist ein komfortabler Bungalow mit Terrasse direkt am Strand. Luxus pur. Hat jedoch auch seinen Preis. Die Ortschaft bietet jedoch nicht so viele Unterkünfte an und etliche davon weisen ein miserables Rating auf. Deshalb für einmal eine etwas teurere Variante.
Das Guesthouse unterhält ein kleines Restaurant, wo ich etwas später ein leckeres Fischgericht bekomme. Danach geniesse ich meine Beachfrontterrasse.
Bei Vilanculos liegt vorgelagert das Bazaruto Archipelago. Die insgesamt sechs Inseln wären grundsätzlich einen Besuch wert. Leider liegen jedoch die Preise für eine Überfahrt bei US$ 100.00, was eindeutig viel zu viel ist. Ich verzichte deshalb auf einen Besuch.
Dafür frühstücke ich ausgiebig und begebe mich nachher auf einen längeren Strandspaziergang. Ebbe und Flut ist hier viel stärker spürbar, weshalb ich jetzt ziemlich weit rauslaufen kann. Viele der Fischerboote liegen während der Ebbe im Trockenen, also auf Sand. Kommt die Flut, sind wie wieder bereit, um in See zu stechen.
Wie schon in Tofo treffe ich auch hier auf keine anderen Touristen. Die Ortschaft ist jedoch viel Grösser als Tofo und heute Sonntag spielen viele Fussball am Strand.
Irgendwann breche ich meinen Strandwanderung ab und begebe mich ins Dorfzentrum, wo ich bei einer Bäckerei ein paar Brötchen kaufe und bei einem der Stände frische Früchte. Das wars dann mit meinem Rundgang und ich gehe zurück in meine Unterkunft und schreibe meinen Reiseblog. Publizieren werde ich ihn vermutlich nicht mehr heute könne, weil der ganze Tag Stromausfall herrscht. Die Surface Batterie wird dann irgenwann zu Ende sein, was auch mein Schreiben beendet.
Route und Downloads
Track & POI meiner Route
Die GPX Datei enthält den Track und die POI der Strecke „Strandleben“

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