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Quer durch Tansania und Malawi nach Sambia

Quer durch Tansania und Malawi nach Sambia

10.09.2025 routen >> afrika hautnah

Während ich die Aussicht genieße, mache ich mir Gedanken zu meiner Weiterreise. Um Tansania zu verlassen, muss ich zurück nach Mbeya, wo ich bereits vor zehn Wochen war, als ich von Malawi nach Tansania eingereist bin. Die Stadt bildet den Ausgangspunkt für mögliche Routen nach Süden.

 

Um dorthin zu gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine wäre, in die Hauptstadt zu fahren und von dort mit der Fähre die berühmte Insel Sansibar zu besuchen. Das reizt mich jedoch wenig, da ich keine Strandferien machen möchte. Zwar würde mich die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Stone Town in Sansibar-Stadt interessieren, doch die Hürden sind mir zu hoch. Da Sansibar innerhalb Tansanias eine Sonderzone darstellt, ist die Mitnahme meines Motorrads kompliziert und teuer. Ich müsste die Enduro für einige Tage irgendwo in Daressalam parken. Hinzu kommt die obligatorische Versicherung von 40 Dollar, die alle Touristen beim Besuch der Insel bezahlen müssen – und die auch kontrolliert wird, wenn man per Fähre übersetzt. Eine reine Geldmacherei. Außerdem ist die Insel stark vom Tourismus geprägt, was dazu führt, dass Stone Town von Besuchern überquillt und laut mehreren Berichten inzwischen mehr eine Souvenir-Hochburg ist als eine Altstadt mit ursprünglichem Leben.

 

Eine weitere Option wäre eine Strecke ganz im Süden Tansanias, die durch schöne Berglandschaften entlang der Grenze zu Mosambik führt. Allerdings ist ein Grenzübertritt dort nicht möglich, da die Sicherheitslage auf mosambikanischer Seite zu gefährlich ist. Auch bei dieser Variante würde ich wieder in Mbeya landen – müsste jedoch über 1.000 Kilometer mehr zurücklegen als über die direkte Route quer durch Tansania. Diese führt allerdings über die Hauptachse, die als Lastwagenroute zwischen Sambias Hauptstadt Lusaka und Daressalam dient. Einen Vorgeschmack auf das Verkehrsaufkommen bekam ich bereits, als ich von Mbeya aus rund 100 Kilometer auf dieser Strecke in Richtung Lake Tanganyika gefahren bin. Schlussendlich entscheide ich mich trotz des starken Verkehrs für diese Route, weil ich so schneller vorwärtskomme. Alle anderen Varianten bieten mir für den zusätzlichen Aufwand an Zeit und Kilometern zu wenig.

 

Die Mambo Lodge kann ich auf drei teils steilen, kurvenreichen Pisten verlassen. Ich entscheide mich für die direkteste. Dafür muss ich einige Kilometer den gleichen Weg zurückfahren, den ich vor zwei Tagen auf der Hinfahrt genommen habe. Das stört mich nicht, denn in der anderen Richtung zeigt die Landschaft ein völlig neues Bild.

 

Bei der größeren Siedlung Manolo biegt meine Route ab und führt mich auf einer relativ gut ausgebauten Piste in wenigen Kilometern ins 1.300 Meter tiefere Tal. Dabei ergeben sich einige großartige Ausblicke auf die Umgebung. Unten angekommen, holpere ich weitere 30 Kilometer auf der Piste bis zur Hauptstraße, auf der ich vor einigen Tagen von Moshi hergekommen bin. Dieser folge ich erneut in Richtung Indischer Ozean, bis ich nach 100 Kilometern die Ortschaft Korogwe erreiche, wo ich heute übernachte. Auf Google Maps habe ich eine gut bewertete Lodge gefunden. Die Bewertungen halten ihr Versprechen, und ich bekomme ein schönes Zimmer für wenig Geld. Oft zahlt es sich aus, eine Unterkunft zu wählen, die nicht über gängige Buchungsportale buchbar ist. Dort sind die Preise meist deutlich höher, während Unterkünfte, die vorwiegend Einheimische nutzen, viel günstiger sind.

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Auf der direktesten Route nach Mbeya brauche ich drei Tage. Pro Tag fahre ich etwa 300 Kilometer, was auf dieser verkehrsreichen Strecke völlig ausreicht.

 

Der erste Fahrtag von Korogwe bis Morogoro verläuft überwiegend entspannt, da rund drei Viertel der Strecke nicht auf der Hauptachse Daressalam–Lusaka liegen. Doch das ändert sich schlagartig, als ich bei Chalinze auf diese Straße einbiege. Ab hier ist Schluss mit gemütlichem Fahren – volle Konzentration auf Trucks und teils waghalsig überholende Autos ist gefragt.

 

Da kommt das im iOverlander erwähnte kleine Café am Ortseingang einer namenlosen Siedlung genau richtig. Ein Cappuccino und ein Bananen Muffin im ruhigen Garten – kaum zu glauben, dass gleich daneben tonnenschwere LKW im 24-Stunden-Rhythmus vorbeirauschen.

 

In Morogoro habe ich ein Zimmer in einem kleinen Guesthouse reserviert. Zu meiner Überraschung hat die Inhaberin griechische Wurzeln. Nach dem Einchecken bestelle ich im angegliederten Restaurant eine Gemüse-Moussaka – Griechenland lässt grüßen – und lerne dabei zwei weitere Menschen mit griechischen Wurzeln kennen, die gerade zu Besuch sind. Auf meine Frage, ob sie noch Griechisch sprechen, nicken alle und erzählen, dass sie regelmäßig nach Griechenland reisen, ihre Heimat aber ganz klar Tansania sei. Sie sprechen auch alle die Landessprache perfekt. Ihre Eltern kamen ursprünglich als Missionare ins Land – heute aber hätten sie mit der Kirche nichts mehr am Hut.

 

Beim Frühstück treffe ich John aus England, der gestern spät am Abend mit dem Fahrrad angekommen ist. Er reist von Namibia bis Daressalam. Ein weiterer Gast kommt aus Israel und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. So dauert das Frühstück heute länger als gewöhnlich.

 

Die heutige Etappe führt von Morogoro nach Iringa. Trotz Schwerverkehr verspricht sie spannend zu werden, da die Straße für viele Kilometer durch den Mikumi-Nationalpark verläuft, wo trotz dem hohen Verkehrsaufkommen Tierbeobachtungen regelmässig vorkommen. Und tatsächlich werde ich reich belohnt: Schon nach kurzer Zeit entdecke ich Giraffen und Zebras, dazu immer wieder Affen am Straßenrand. Als Krönung überqueren zwei Löwinnen direkt vor mir die Straße – keine fünf Meter entfernt! Ihr Blick und gelassener Gang lassen zum Glück darauf schließen, dass sie keine Lust auf Motorradfahrer haben. Ein Fotostopp kommt mir trotzdem nicht in den Sinn. Neben mir muss auch ein Lastwagenfahrer auf der Gegenfahrbahn bremsen – ein fast surreales Bild: zwei Löwinnen zwischen Truck und Motorrad.

 

Später führt die Strecke durch das Baobab Valley, Teil des Udzungwa-Mountains-Nationalparks. So viele Affenbrotbäume auf einmal habe ich noch nie gesehen – ein unvergessliches Tal.

 

Das Tal verlasse ich auf einer steilen Bergstrasse, wo die Lastwagen kaum rauf kommen. Dadurch bildet sich ein kilometerlanger Stau, den ich zum Glück fast immer überholen kann, weil die Strasse breit genug ist, dass ich mich dazwischen durchzwängen kann. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es vermutlich viele Unfälle und etliche Lastwagen, die wegen einer Panne liegen bleiben. Das sorgt dann noch mehr für ein Verkehrschaos.

 

Am späten Nachmittag erreiche ich Iringa. Mein Guesthouse liegt in einem ruhigen Außenbezirk. Nachdem ich mich frisch gemacht habe, fahre ich mit einem TukTuk in die Stadt. Mein rechtes Ohr ist seit gestern verstopft – vermutlich Ohrenschmalz. In der Apotheke versteht man kaum Englisch, doch schließlich bekomme ich Ohrentropfen. Da sie nur 1,50 € kosten, nehme ich sie mit. Google verrät mir später beim Abendessen, dass der Wirkstoff in Europa längst verboten ist. Also greife ich zurück im Guesthouse lieber auf warmes Wasser und etwas Salzlösung zurück.

 

Der letzte Fahrtag von Iringa bis Mbeya wird der anstrengendste. Ständig tauchen Siedlungen auf, die den LKW-Verkehr durch unzählige Bremsschwellen bremsen. Zusätzlich parken die Lastwagen oft kreuz und quer in den Dörfern, die zu großen Raststationen geworden sind. Dazu kommt starker Seitenwind, der das Fahren noch ungemütlicher macht.

 

Trotz allem komme ich besser voran als gedacht – bis mich rund 100 Kilometer vor Mbeya ein Polizist stoppt. Schon seit einiger Zeit hatte ich immer wieder lange Kolonnen parkender Trucks überholt und der Gegenverkehr war fast völlig verschwunden. Nun ist klar, warum: Die Präsidentin fährt vorbei. Der gesamte Verkehr auf dieser wichtigen Route wird lahmgelegt. Man muss sich das bei uns einmal vorstellen!

 

Zufällig stehe ich direkt neben einem deutschen Jeep-Wohnmobil, dessen Fahrerin Christine als Tourguide für eine Wohnmobilgruppe unterwegs ist. Sie ist die Letzte von zwölf Fahrzeugen und ebenfalls hier gestrandet. Wenigstens habe ich so Gesellschaft während der Wartezeit. Nach einer Stunde rauscht der Konvoi endlich vorbei – mindestens hundert Fahrzeuge, von denen die Hälfte gleich aussieht, damit niemand weiß, in welchem Wagen die Präsidentin sitzt. Ein ziemlicher Aufwand für ein Land, in dem mir bisher alle Tansanier versichert haben, dass es friedlich ist – selbst bei Wahlen.

 

In Mbeya angekommen, kehre ich erneut bei Paul, dem Engländer, ein, wo ich schon beim ersten Besuch gewohnt habe. Ein leckeres Abendessen in meinem bekannten Restaurant rundet die dreitägige Fahrt quer durch Tansania ab.

Nach den drei anstrengenden Fahrtagen lege ich einen Pausentag ein und nutze diesen, um eine Klinik wegen meines Ohrs aufzusuchen. Viel mehr erfahre ich jedoch nicht, weil sich niemand mit Ohren auskennt. Dafür bekomme ich Ohrentropfen, die laut meinen Recherchen brauchbar sind und helfen könnten.

 

Bei Paul, dem Engländer, wohnen drei jüngere Männer für längere Zeit. Sie nutzen den Umstand, dass Paul und seine Mitarbeitenden für zwei Tage weg sind und kochen für sich selbst. Danach sieht die Küche leider wie nach einem Schlachtfeld aus, weil die drei einfach alles stehen und liegen lassen. Der ankommende Fahrradfahrer aus Deutschland ist darüber ebenfalls nicht erfreut, da er es gewohnt ist, selbst zu kochen.

 

Tags darauf entscheide ich mich für einen weiteren Pausentag, damit sich mein Ohr in Ruhe bessern kann. Den Tag nutze ich für die Planung der Weiterfahrt. Von Tansania nach Sambia gibt es nur zwei Grenzposten. Der eine liegt auf der Schwerverkehrsroute, ist riesengroß und chaotisch. Ohne Helfer/Fixer ist man dort als Individualreisender aufgeschmissen. Der andere liegt 500 km weiter westlich. Das wäre grundsätzlich ein ruhiger Grenzort, jedoch mündet die Straße bald danach ebenfalls in die Schwerverkehrsachse nach Lusaka. Dann bleibt nur noch der Weg über Malawi. Den wollte ich eigentlich nicht nehmen. Ich entscheide mich jetzt trotzdem dafür, weil ich keine Lust mehr habe, noch weitere 1.000 km auf der LKW-Straße zu fahren. Da bezahle ich lieber nochmals $50 für das Visum und $20 für die Straßensteuer und habe dafür fast keinen Verkehr.

 

Am Nachmittag gehe ich mit Marc, dem Fahrradfahrer aus Deutschland, einen Kaffee trinken. Er ist seit vier Jahren unterwegs – zwei Jahre im Mittleren Osten und die letzten zwei Jahre auf der Westroute durch Afrika. Wie lange er noch fahren will, weiß er nicht. Ich höre aus seinen Kommentaren heraus, dass er nicht nach Deutschland zurück will. Und solange er nicht weiß, wo er sich niederlassen möchte, wird er vermutlich weiterfahren.

 

Tags darauf frühstücke ich im nahen Restaurant und lasse meine Benzinblase an der Tankstelle bis zum Maximum füllen. In Malawi gibt es nach wie vor Probleme mit der Benzinversorgung. Also besser genug Sprit mitnehmen, um auch ohne Tanken bis an die sambische Grenze zu kommen.

 

Beim Bepacken der Enduro stelle ich dann leider fest, dass der Deckel nicht mehr dicht ist und Benzin herausläuft. Ich versuche verschiedene Tricks, die leider alle nichts nützen. Schöner Mist – so kann ich nicht losfahren. Ich fülle deshalb die Hälfte der Benzinblase in den Tank. Danach bringe ich es fertig, dass der Deckel dicht abschließt. Es ist nicht mehr der Originaldeckel, den ich irgendwo in Namibia verloren habe, sondern ein Ersatzdeckel, den ich bei einer Tankstelle bekommen habe. 100 % gepasst hat er nie, was sich komischerweise erst jetzt als Problem herausstellt. Bei meiner ersten Durchfahrt durch Malawi hatte ich die Blase auch gefüllt und der Deckel hielt dicht. Vermutlich hat die monatelange Sonneneinstrahlung den Deckel etwas verformt.

 

Ich verabschiede mich von Marc und von Paul, der gestern Abend spät zurückgekommen ist, mit dem Hinweis, dass ich vielleicht heute Abend wieder hier bin, weil ich nicht weiß, ob mich die malawischen Zollbeamten ein zweites Mal ohne elektronisches Visum hineinlassen.

 

Die Fahrt zur 100 km entfernten Grenze verläuft durch die Berge. Zuerst erklimme ich die 2.500-Meter-Marke, bevor es dann auf 500 Meter hinuntergeht bis zur malawischen Grenze. Dazwischen muss ich immer wieder anhalten, weil die Benzinblase durch das herumschwappende Benzin wieder undicht wurde. Irgendwann funktioniert es dann doch und der Deckel hält.

 

Bevor ich zum Grenzposten fahre, fülle ich den Tank bei der letzten Tankstelle einige Meter davor. Leider passt die Tankwartin nicht auf und hört mir auch nicht zu, als ich sage, dass es genug ist. Dadurch läuft Benzin über den Tank hinaus – genau das, was ich jetzt gar nicht gebrauchen kann, weil ich gleich zweihundert Meter später die Honda für den Grenzübertritt parkieren muss. Vermutlich läuft dadurch Benzin über den Überlaufschlauch in den Aktivkohlefilter.

 

Beim Grenzposten stelle ich die Maschine so hin, dass sie weniger schräg steht, was den Benzinüberlauf hoffentlich etwas bremst. Bei Immigration und Zoll werden anschließend meine Papiere problemlos ausgestempelt. Wieder draußen rolle ich zum 500 Meter entfernten malawischen Zoll. Hier ist es deutlich chaotischer und ich kann die Honda nicht so abstellen, wie ich möchte. Schon beim Weglaufen sehe ich, dass Benzin auf den Boden tropft. Schöner Mist.

Der Immigrationsbeamte entpuppt sich als netter Mensch und ich bekomme, erneut das Visum ohne Probleme. Er versucht zwar, eine Kommission für die Ausstellung zu verlangen, mit dem Hinweis, dass ich das Visum online hätte beantragen können. Ich erwidere freundlich, dass ich beim anderen Grenzübergang vor zwei Monaten auch nichts bezahlen musste. Er lacht und verlangt daraufhin nur die $50.

 

Der Schalter des Zolls ist gleich daneben. Die Zollbeamtin nimmt mein Carnet, den Pass und den Führerschein entgegen und meint, ich solle mich setzen. Was positiv beginnt entpuppt sich danach als eine Warteodyssee, mit der ich so nicht gerechnet habe. Alles in allem warte ich über drei Stunden auf die Abstempelung der Papiere. Bei meinen mehrfachen Nachfragen, was los sei, meint die Beamtin, ohne mit der Wimper zu zucken, dass mit „Networking“ (Bezahlung einer Kommission) die Abläufe beschleunigt werden könnten. Darauf lasse ich mich nicht ein, was mich dann eben die lange Wartezeit kostet. Vor zwei Monaten war es auf der tansanischen Seite genau das Gleiche. Das Visum bekam ich problemlos, doch beim Zoll erklärte mir die Beamtin, dass ich mindestens vier Stunden warten müsse oder die Hilfe eines Fixers in Anspruch nehmen solle – gegen Bezahlung.

 

Endlich wieder bei der Honda, springt diese problemlos an, ruckelt danach aber auf den ersten Kilometern heftig und stellt teilweise ab. Kein Wunder, der Aktivkohlefilter wird voll mit Benzin sein. Zum Glück kenne ich das Problem und fahre einfach langsam weiter, damit nicht noch mehr Benzin hinüber schwappt.

 

Gegen fünf Uhr gelange ich in die erste größere Ortschaft auf der malawischen Seite. Beim Hineinfahren fällt mir ein Airtel-Shop auf. Ich halte an und besorge mir eine SIM-Karte, was zum Glück schnell geht. Wieder draußen sehe ich die lange Kolonne von Fahrzeugen, die an der Tankstelle für Benzin anstehen. Es hat sich also nichts geändert in den letzten zwei Monaten. Umso erstaunlicher, da nächste Woche Wahlen sind und Politiker normalerweise alles tun, damit es im Vorfeld keine Versorgungsengpässe gibt – zumindest bei den wichtigsten Gütern, damit sie erneut gewählt werden. Hier scheint das nicht der Fall zu sein.

 

Als ich bei der von mir herausgesuchten Lodge vorfahre, schüttelt der Mann am Tor den Kopf und meint, dass sie voll ausgebucht sei. Ausgebucht an einem Montag? Ich frage, ob etwas Besonderes in der Stadt los ist. Er meint nein, aber sie hätten eine große Gruppe aus Tansania hier. Freundlicherweise gibt er mir den Namen einer anderen Lodge, die ebenfalls gut sein soll. Als ich dort ankomme, erlebe ich leider das Gleiche. Der Guard am Tor schüttelt den Kopf und sagt, sie seien voll. Er zeigt direkt auf die andere Straßenseite und ruft, dass die Lodge dort noch Zimmer frei habe. Also fahre ich rüber und bekomme endlich Einlass – und dazu noch ein gutes Zimmer, was mich freut.

 

Ich ziehe mich um und laufe gleich danach zum nächsten Supermarkt, wo ich mir etwas zu essen kaufe. Für die Suche nach einem Restaurant fehlt mir heute die Energie. Kaum zurück in der Lodge, fährt ein Fahrzeug nach dem anderen auf den Parkplatz. Und als ich etwas später noch etwas vom Motorrad hole, meint der Besitzer, sie seien jetzt auch ausgebucht. Da habe ich heute Glück gehabt, ein Zimmer bekommen zu haben.

Heute fahre ich bis nach Mzuzu, der drittgrößten Stadt Malawis. Bei meinem letzten Besuch bekam ich dort problemlos Benzin. Klappt das heute nicht, muss ich meine Route meinen Benzinvorräten anpassen.

 

Die ersten 100 Kilometer bin ich schon einmal in umgekehrter Richtung gefahren und weiß daher, dass mich eine Löcher Piste erwartet. Daran hat sich natürlich nichts geändert. Anstatt die steinige Holperpiste hinauf zur Mushroom Farm zu nehmen, bleibe ich heute auf der Hauptverkehrsachse nach Mzuzu. Anhand des Straßenzustands käme man allerdings nicht auf die Idee, dass dies eine Hauptverbindung des Landes ist.

 

Noch schlimmer wird es, als die Straße vom Malawisee hinauf in die Berge führt. Hier wechselt der Belag zwischen völlig ausgefahrenem Asphalt, sandigen Abschnitten und löchrigen Schotterpassagen. Zum Glück ist der Lastwagenverkehr gering, was das Fahren etwas erleichtert. Trotzdem säumen einige kaputte oder verunfallte Laster den Straßenrand. Oben angekommen, verläuft die Route durch eine schöne grüne Hügellandschaft, die ich jedoch wegen des weiterhin schlechten Straßenzustands kaum genießen kann.

 

Am frühen Nachmittag erreiche ich Mzuzu und stelle schnell fest, dass sich auch hier an den wenigen Tankstellen mit Benzin lange Warteschlangen gebildet haben. Ich muss meine Route also anpassen, da ich keine Lust habe, unbestimmte Zeit an einer Tankstelle zu stehen – in der Hoffnung, irgendwann die fehlenden drei Liter für meine ursprüngliche Route zu bekommen.

 

Bei der von mir ausgesuchten Lodge bekomme ich sofort ein Zimmer. Danach mache ich mich gleich an die neue Routenplanung. Ich werde Malawi nun über eine 70 Kilometer lange Schotterpiste verlassen, die zu einem abgelegenen Grenzposten führt, der auch für Ausländer geöffnet ist. Über die Qualität der Strecke gibt es unterschiedliche Berichte, die meisten sprechen jedoch von schlechten Bedingungen. Deshalb war diese Route nicht meine erste Wahl. Nun bleibt mir aber nichts anderes übrig, da ich nur für diesen Weg genügend Benzin bis nach Sambia habe.

 

Anschließend spaziere ich zu einem Restaurant, das angeblich ein leckeres Schnitzel serviert, da es einem deutschen Koch gehört. Dem ist tatsächlich so und das Schnitzel schmeckt ausgezeichnet. Zu meinem Erstaunen hat gleich gegenüber auch noch ein richtig gutes Café seine Türen geöffnet, wo ich mir zum Dessert einen feinen Cappuccino gönne. Zurück in der Lodge ist der Parkplatz mittlerweile voll mit Autos. Offenbar boomt das Hotelgeschäft in Malawi.

Gegen neun Uhr verlasse ich die Lodge und fahre aus Mzuzu hinaus. Wegen der anstehenden Wahlen in der kommenden Woche finden überall Versammlungen statt, weshalb in der Stadt viel los ist.

 

Die für einmal gut erhaltene Straße führt mich hinauf in eine großartige Berglandschaft. Neben den riesigen Wäldern, von denen leider viele abgeholzt sind, zeigen sich immer wieder bizarre Felsformationen. Da es kaum Verkehr und Schlaglöcher gibt, kann ich endlich wieder entspannt fahren, die Landschaft genießen und für den einen oder anderen Fotostopp problemlos anhalten.

 

Nach etwa 100 Kilometern erreiche ich die Kreuzung zur Piste, die zur sambischen Grenze führt. Schon nach wenigen Kilometern wird klar, dass dies eine anstrengendere Fahrt wird. Viele Autos verkehren hier nicht, weshalb die Piste oft sandig ist und ich nie genau weiß, wie tief der Sand ist. Die wenigen einheimischen Motorradtaxis rasen wie die Irren über die schmale Spur, doch mir ist das Risiko eines Sturzes bei zu hoher Geschwindigkeit zu groß. So ich brauche ich einiges an Zeit für die 50 Kilometer bis zum Grenzposten.

 

Viel ist hier draußen nicht los. Ich warte eine Weile beim Grenzposten, bis ein Mann aus einem Haus daneben kommt und mich fragt, ob ich nach Malawi ein- oder ausreisen möchte. „Aus Malawi“, antworte ich. Er nickt, zeigt auf mein Carnet und erklärt, er sei für den Zoll zuständig. Während er mein Carnet abstempelt, erzählt er, dass die Immigrationsbeamtin gerade beim Sport sei, aber sicher bald zurückkommen werde. Also setze ich mich draußen in den Schatten und warte. Irgendwann taucht die Beamtin tatsächlich im Sportdress auf – was hier draußen ein etwas komisches Bild abgibt – und stempelt meine Ausreise in den Pass. Mit einem freundlichen Wunsch für eine gute Weiterreise entlässt sie mich. Bevor ich zum nur 100 Meter entfernten sambischen Grenzposten gehe, kaufe ich mir bei einem kleinen Shop ein kaltes Wasser. Die Temperatur liegt sicher schon über dreißig Grad – schließlich beginnt im September im diesen Teil Afrikas die heiße Trockenzeit.

 

Die sambischen Immigrationsbeamten sind vor Ort, doch ihr Computer ist noch im Tiefschlaf – ebenso die digitale Kamera und das Gerät zum Auslesen der Passdaten. Es dauert eine ganze Weile, bis alles angeschlossen und hochgefahren ist. Danach geht es schnell, und ich bekomme eine Einreisegenehmigung für 30 Tage. Diese kann ich bei Bedarf in jedem Immigrationsbüro im Land auf bis zu 90 Tage verlängern, visafrei. Anschließend störe ich die beiden Beamten des Zolls bei ihrem Schachspiel, was sie allerdings nicht weiter stört. Sie begrüßen mich freundlich, stempeln mein Carnet ab und stellen eine Quittung über 125 Kwacha (etwa 4 €) aus, die ich der Zollbehörde für die temporäre Einfuhr meines Motorrads bezahlen muss. Da ich kein lokales Geld hier draussen beziehen kann, lassen mich die Beamte die Gebühr in malawischen Kwachas bezahlen. Straßensteuer oder Versicherung brauche ich nicht. Motorräder zahlen in Sambia keine Straßensteuern und die Versicherung ist angeblich durch das Carnet abgedeckt. Wie das funktionieren soll, weiß ich zwar nicht – ist mir aber egal, da ich ohnehin diese Versicherung kaum jemals in Anspruch nehmen würde.

 

Danach mache ich mich auf den Weg für die letzten 20 Kilometer Piste bis zur größeren Ortschaft Lundazi, wo ich heute übernachten werde. Die Piste ist besser in Schuss als die auf der malawischen Seite, und so komme ich gut voran. Unterwegs lege ich noch einen Fotostopp ein und möchte auch ein Selfie machen. Ich stelle das Stativ auf und merke dabei, dass der Wind eventuell zu stark sein könnte. Ich warte den richtigen Moment ab, löse den Kamera-Selbstauslöser aus und bringe mit in Position – und genau in diesem Augenblick bläst ein kräftiger Windstoß das Stativ mitsamt Kamera um. „Schöner Mist!“, schießt es mir durch den Kopf, während ich zum Stativ eile. Der Kamerabildschirm hat leider einige Risse abbekommen, aber sonst scheint alles zu funktionieren. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis mir die Kamera einmal herunterfällt – ich habe sie so oft in der Hand, dass es früher oder später passieren musste. Mit diesem Bewusstsein regt mich der Zwischenfall gar nicht so sehr auf. Ich bin nur froh, dass die Kamera grundsätzlich noch funktioniert.

 

In Lundazi habe ich per WhatsApp ein Zimmer in einer Lodge reserviert. Diese erweist sich als luxuriös und meine Zimmer ist groß und sehr sauber. Im zweiten Gebäudeteil der Lodge, der einige hundert Meter entfernt liegt, befindet sich ein Restaurant, das Frühstück, Mittag- und Abendessen anbietet.

 

Ich deponiere mein Gepäck im Zimmer und fahre sofort ins etwa zwei Kilometer entfernte Zentrum. An einem Geldautomaten kann ich kostenlos Bargeld abheben. Da der Maximalbetrag jedoch nur bei etwa 60 € liegt, muss ich den Vorgang einige Male wiederholen, bis ich genügend Geld habe. Danach geht es weiter zum Airtel-Shop, wo ich für nur 5 € eine SIM-Karte mit großem Datenpaket bekomme. Zurück in der Lodge kann ich mein Zimmer nun in lokaler Währung bezahlen und mir anschließend den Tagesstaub mit einer angenehmen Dusche abwaschen. Willkommen in Sambia.

Videos

Route und Downloads

Track & POI meiner Route

Die GPX Datei enthält den Track und die POI der Strecke „Quer durch Tansania und Malawi nach Sambia“

Bild von Christian Feustle
Christian Feustle

Autor und Inhaber der Marke Motoglobe

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