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Partida para Moçambique

Partida para Moçambique

01.06.2025 routen >> afrika hautnah

Mein Flug nach Pretoria startet spät abends um 22.40 Uhr in Zürich. Bis zur Sicherheitskontrolle ist erstaunlich wenig los. Vielleicht gerade deshalb wird mein Kabeletui heute besonders gründlich kontrolliert und nochmal separat durch den Scanner geschickt. Danach kaufe ich mir eine Flasche Wasser und mache mich auf den Weg zum Terminal E. Doch vorher muss ich durch die Passkontrolle – und plötzlich wimmelt es dort nur so von Menschen. Der Zugang zu den automatischen Passkontrollgeräten ist versperrt, also heißt es: anstehen.

 

Als ich endlich an der Reihe bin, lehnt der Automat meinen Pass ab. In leuchtend roter Schrift steht auf dem Bildschirm, ich müsse zum Schalter. Na super. Zum Glück gibt es für Schweizer einen separaten Schalter ohne Wartezeit. Der Beamte dort ist allerdings so mürrisch drauf, dass ich mir jede Frage, wieso der Computer mich nicht durchlassen wollte, verkneife – Hauptsache, ich bin durch.

 

Das Boarding verläuft ruhig, obwohl der Flug voll ist. Ich habe mir wieder einen Sitz mit mehr Beinfreiheit gegönnt. Als ich meinen Fensterplatz finde, bin ich positiv überrascht: erste Reihe der Economy, direkt hinter der Premium Economy, mit einer herausgenommenen Sitzreihe dazwischen – viel Platz für alle. Eine Stewardess lacht mich an und meint, ich hätte den besten Sitz im Flugzeug erwischt. Wahrscheinlich hat sie recht.

 

Der knapp zehnstündige Flug verläuft ruhig. Ich kann ein paar Stunden schlafen, und so vergeht die Zeit recht schnell. In Johannesburg geht es ohne Wartezeit durch die Passkontrolle. Obwohl einem offiziell nur 90 Tage Aufenthalt pro Jahr in Südafrika zustehen, bekommt man bei der Einreise über den Flughafen immer wieder neue 90 Tage – unabhängig davon, wie oft man schon da war. An den Landesgrenzen hingegen hängt vieles vom jeweiligen Beamten ab. Da kann es öfters vorkommen, dass man nur noch ein 7 Tage Transitvisa bekommt.

 

Mein Gepäck kommt zügig. Kurz darauf stehe ich beim Vodacom-Shop in der Ankunftshalle und lade meine SIM-Karte mit einem neuen Datenpaket auf. Dieses Mal habe ich über Uber vorab ein Fahrzeug reserviert – eine Premiere. Tatsächlich bekomme ich kurz nach der Landung eine Nachricht, dass ein Fahrer gefunden wurde. Ich muss nur noch bestätigen, wann ich bereit bin, dann habe ich zehn Minuten Zeit zum Treffpunkt zu gehen. Mit Hilfe eines Sicherheitsmannes finde ich diesen Punkt im gegenüberliegenden Parkhaus problemlos. Und schon geht es los Richtung Pretoria, zurück zu meiner Unterkunft von März. Elzette und Jacob, die Besitzer, sind gerade erst aufgestanden, als ich vor ihrem Tor auftauche – perfektes Timing für eine erste Tasse Kaffee. Mein Zimmer liegt diesmal im Haupthaus, das kleine Apartment im Nebenhaus ist bereits vergeben.

 

Während der Fahrt hierher habe ich Franswa geschrieben, dass ich gut angekommen bin und am Nachmittag bereit bin, die Honda abzuholen. Jetzt schreibt er zurück, dass er mich um 14 Uhr abholt.

 

Ich warte unten an der Straße, damit er die steile Auffahrt nicht hochfahren muss. Unsere Begrüßung ist herzlich. Als erstes geht’s in eine nahegelegene Shopping Mall, wo wir in einem italienischen Restaurant Mittag essen und uns ausgiebig austauschen. Ich überreiche ihm ein rotes Cap mit Schweizer Kreuz – er sammelt Caps aus aller Welt – und ein großes Victorinox-Messer als Dankeschön dafür, dass er meine Honda kostenlos bei sich untergebracht hat. Seine Freude ist riesig, da er ein grosser Cap Sammler ist und ein Fan von Schweizer Sackmesser.

 

Dann fahren wir zu ihm nach Hause. Meine Honda steht tatsächlich noch immer in seinem Wohnzimmer – sauber abgedeckt mit einer Motorradplache. So sind Biker eben: Motorräder gehören zur Familie.

 

Ich schiebe die Enduro in den Garten, schließe die Batterie an – und nach ein paar Startversuchen springt der Motor an und brummt zufrieden vor sich hin. Ich packe meine Sachen zusammen, dann gibt’s noch einen Kaffee mit Franswa und seiner Familie. Seine Frau hat sich vor ein paar Wochen beide Fußgelenke gebrochen und sitzt seither im Rollstuhl. Zum Glück geht es ihr schon besser, sie kann langsam wieder mit den ersten Gehversuchen starten. Die beiden erzählen mit Humor von den Herausforderungen der letzten Zeit – wie Franswa plötzlich bei allem helfen musste, was sie 30 Jahre lang allein gemacht hat.

 

Bevor es dunkel wird – hier gegen 17.30 Uhr – verabschiede ich mich von allen. Vielleicht sehe ich sie im Oktober wieder, sollte ich nach Pretoria zurückkehren.

Den Abend verbringe ich mit relaxen. Aber ohne Decke geht es nicht – die Temperaturen fallen nach Sonnenuntergang auf etwa 5 Grad. Und da südafrikanische Häuser meist weder Isolierung noch Heizung haben, bringt selbst der kleine Elektroofen im Zimmer nicht viel – außer einem hohen Stromverbrauch. Und davon hat Südafrika ohnehin nicht allzu viel.

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Da mein Zimmer im Haupthaus keine Küche hat, wird mir ein Frühstück serviert – das nehme ich natürlich dankend an. Ein entspannter Start in den Tag.

 

Danach mache ich mich an die erste kleine Wartungsarbeit: Ich tausche die beiden Schaumstoffluftfilter an der Honda gegen neue aus, die ich von zu Hause mitgebracht habe. Besser neue Filterelemente, wenn ich die Möglichkeit dazu habe.

 

Um 14.00 Uhr fahre ich zum Motorradshop, bei dem ich bereits im März den Ölwechsel machen ließ. Zwei neue Reifen warten dort schon auf mich und werden sofort nach meiner Ankunft montiert. Dank WhatsApp lassen sich solche Dinge im Vorfeld einfach und zuverlässig organisieren – ein echter Vorteil.

 

Hinten kommt jetzt zum ersten Mal ein Mitas E07+ zum Einsatz. Auf einer schweren Maschine hält dieser Reifen im Schnitt rund 15.000 Kilometer – da sollte ich mit meiner leichten, PS-armen Honda deutlich mehr rausholen können. Vorne lasse ich mir wieder einen Michelin Anakee Wild montieren. Auch dieser Reifen bringt locker 15.000 Kilometer Laufleistung und bietet dazu guten Grip. Für die kommenden Wochen bin ich damit hoffentlich gut gerüstet.

 

Zurück in der Unterkunft suche ich mir ein sonniges Plätzchen im Garten oberhalb des Hauses. Von hier aus habe ich eine schöne Aussicht über die grünen Außenquartiere von Pretoria. Ein friedlicher Ort, der darüber hinwegtäuschen kann, dass das Leben in den südafrikanischen Grossstädten gefährlich ist.

 

Am späten Nachmittag spaziere ich zur nahegelegenen Mall, esse eine Kleinigkeit und decke mich im Supermarkt mit etwas Proviant ein. Auf dem Rückweg fällt mir auf einem Parkplatz etwas auf: Vor jedem Parkfeld steht ein Reifen an der Mauer. Der dient als Schutz – denn die niedrige Mauer sieht man im Rückspiegel kaum, und so verhindert man elegant unnötige Blechschäden beim Zurücksetzen. Ideen muss man haben.

 

Tags darauf widme ich mich meinem Gepäck und verpacke alles wieder, wie gewohnt. Danach geht es an die Planung meiner morgigen Abreise in Richtung Mosambik und die Suche nach Unterkünften auf meiner Strecke.

Beim Frühstück plaudere ich noch etwas mit meinen Gastgebern. Sie erzählen mir, wie es in Südafrika üblich ist, dass man bei der Anstellung von Haushaltshilfen oder Gärtnern quasi die ganze Familie mitversorgt. Sie selbst haben allen dreien ihrer Angestellten geholfen, ein eigenes Haus zu bauen und stehen ihnen auch sonst bei finanziellen Engpässen zur Seite. Eine Entlassung sei fast undenkbar – das würde ganze Familien in Schwierigkeiten bringen.

 

Als meine Honda bepackt ist, verabschiede ich mich herzlich – vielleicht sehen wir uns im Oktober wieder. Meine heutige Route habe ich bewusst so gewählt, dass ich nahe am Highway bleibe, ohne ihn zu benutzen. So vermeide ich Gegenden, in denen es unangenehm werden könnte, und finde trotzdem zügig aus der Stadt hinaus.

 

Mein Ziel ist heute eine Farm mit Gasthaus nahe der Grenze zu Eswatini. Von dort aus will ich morgen in die Barberton Mountains fahren – diesmal hoffentlich bei besserem Wetter als im März, als ich dort im Regen unterwegs war.

 

Den ersten Stopp lege ich beim größten buddhistischen Tempel Afrikas ein. Zu meiner Überraschung ist die Tempelanlage riesig – vergleichbar mit den beeindruckenden Anlagen, die ich einst in China gesehen habe. Der Zutritt ist kostenlos und für alle offen – wunderbar.

 

Danach führt mich die Strecke durch endlose Minengebiete. Überall wird Kohle abgebaut und hunderte von Lastwagen schleppen das schwarze Gold ab. Ich bin fast ständig von Trucks umgeben. Dazwischen tauchen gewaltige Kraftwerke auf, manche mit sechs oder acht Kühltürmen – monströs und beeindruckend zugleich.

 

In einer Minensiedlung lege ich eine Pause ein. Doch bevor ich das kann, muss ich eine große Baustelle auf einer langen Schotterpisten-Umfahrung passieren, durchsetzt mit sandigen Abschnitten – da kann ich mich gleich warm fahren für Mosambik, wo es anscheinend viele Sandpisten geben soll.

 

Auf den letzten hundert Kilometern passiere ich zwei kleinere Seen, die durch die starken Regenfälle der letzten Monate so viel Wasser führen, dass die Straße dazwischen halb überschwemmt ist. Vor ein paar Wochen wäre ich hier wohl kaum durchgekommen.

Die Guesthouse-Farm liegt abgeschieden, weit entfernt von jeder Ortschaft. Der letzte Kilometer führt über eine Piste. Begrüßt werde ich zuerst vom Hofhund, der mir bellend entgegenrennt. Kaum halte ich an, hört er auf zu bellen und wedelt freudig mit dem Schwanz – natürlich bekommt er sofort eine Streicheleinheit.

 

Wenig später begrüßt mich das ältere Ehepaar, das die Farm führt. Wie ich später erfahre, leben auch ihre Kinder längst in Neuseeland – ein Muster, das mir auf meiner Reise durch Südafrika immer wieder begegnet: Die Älteren bleiben, die Jüngeren gehen, wenn sie können.

 

Ich bekomme ein schönes Zimmer im Nebengebäude, wo alle Gäste untergebracht sind. Nach dem Umziehen genieße ich die letzten Sonnenstrahlen auf der Veranda – doch sobald die Sonne hinter dem Hügel verschwindet, wird es schlagartig kalt, bin ich hier doch auf 1’800 Meter. Also: alle Jacken anziehen, die ich dabeihabe.

 

Zum Abendessen gibt es ein waschechtes südafrikanisches Braai – zubereitet von Hank, dem Klempner, der gerade für ein paar Tage auf der Farm arbeitet. Er fühlt sich hier sichtlich wohl. Feuer, Braai und ein Schluck Whisky – mehr braucht er nicht, wie er mehrfach lachend betont.

 

Gegessen wird im Wohnzimmer der Farm, gemeinsam mit den Besitzern. Wir sprechen über das Leben auf dem Land, über Herausforderungen, über Politik – und über die Zukunft der weißen Bevölkerung in Südafrika, die aus ihrer Sicht alles andere als rosig ist.

Die Nacht war kalt. Die dicke Bettdecke gab mir aber genügend warm und so bin ich gut ausgeschlafen. Als ich zum Frühstück ins Haupthaus wechsle, wärmt die Morgensonne bereits kräftig. Das lasse ich mir gerne gefallen.

 

Gepackt habe ich danach schnell und nach der Verabschiedung holpere ich zurück zur Teerstraße. Meine Route führt nach einigen Kilometern Teerstrasse erneut auf einer geschotterten Piste entlang der Grenze zu Eswatini bis hinauf zum Grenzposten. Über diesen gelang ich vor zwei Monaten von Eswatini zurück nach Südafrika. Die Piste ist gut im Schuss und so kann ich die Aussicht auf die Berglandschaft trotz Schotterstraße genießen.

 

Oben angekommen, gleite ich über die Teerstraße durch die Barberton Mountains in Richtung der gleichnamigen Stadt. Dieses Mal lohnen sich die Stopps bei den Aussichtspunkten. Bei einem davon steht eine 1600ccm BMW. Ich halte neben der Maschine an und sogleich erscheint Dani, der Fahrer.

 

Wir begrüßen uns und plaudern dann fast eine Stunde lang. Er kommt aus Barberton und ist nur für eine kurze Spritztour hier hochgefahren. Er möchte mit seiner Frau, die ebenfalls Motorrad fährt, eine längere Motorradreise durch Afrika unternehmen und hat deshalb viele Fragen an mich, wie ich dies und das löse. Und wie es so ist unter Motorradfahrenden, ist er Mitglied der Facebook-Gruppe, die Franswa gegründet hat. Kurz darauf erscheint dann das Foto, welches er von sich, mir und der Honda gemacht hat.

 

Als er davongebraust ist, esse ich eine Kleinigkeit und mache mich dann ebenfalls auf den Weg hinunter nach Barberton, wo ich in einem kleinen Kaffee eine weitere Pause einlege.

 

Die nächsten 50 km führt mich die Strecke durch stark landwirtschaftlich genutztes Gebiet, bis ich auf die Hauptverkehrsachse N4 stoße, die mich in die Grenzortschaft Komatipoort führt, wo ich heute übernachte.

 

Meine gestrigen Gastgeber haben mich vor den vielen Lastwagen in Richtung Grenze nach Mosambik gewarnt und mir eine Umfahrungsstrecke für die letzten 30 km empfohlen, damit ich nicht im Stau stehe. Obwohl es viel weniger Verkehr hat als befürchtet, nehme ich diese Umfahrung und erreiche meine Unterkunft durch unzählige Zuckerrohrfelder hindurch.

 

Die kleine Lodge wird von einem englischen Paar geführt, das schon über 40 Jahre in Südafrika lebt. Da zurzeit Nebensaison ist, sind mit mir nur zwei Bungalows belegt. Gut für mich, haben die beiden doch so viel Zeit, mit mir etwas zu plaudern. Dabei bekomme ich einige Tipps für den morgigen Grenzübertritt nach Mosambik, die mich davon bewahren sollen, in die verschiedenen Fallen der Grenzbeamten und Polizisten zu stampfen, die den Beamten die Möglichkeit geben, mir an der Grenze und auf dem Weg nach Maputo Geld abzuknöpfen.

Ich frühstücke in Ruhe und mache mich nachher startklar. Die Grenze ist lediglich fünf Kilometer entfernt, weshalb ich mich nicht beeilen muss.

 

Eigentlich würde ich gerne bei den Grenzübertritten filmen, jedoch ist mir das bei diesem Grenzposten nicht so wohl. Hier soll immer viel los sein, es ist die meistgenutzte Grenze zwischen Südafrika und Mosambik, und ich möchte nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich lenken. Als Motorradreisender aus Übersee falle ich eh schon genug auf. So lass ich die Instakamera in der Hosentasche und fahre in Richtung Grenze los. Dabei überquere ich den Komati-Fluss, der kurz darauf in den Crocodile-Fluss fließt. Dieser bildet die natürliche Grenze zum Krüger-Nationalpark. Die Straße zum südafrikanischen Grenzposten verläuft hier erhöht und bietet mir einen schönen Ausblick auf die Flussmündungen.

 

Damit sich nur Menschen im Grenzraum bewegen, die auch wirklich über die Grenze wollen, ist der gesamte Bereich abgeschirmt und gesichert. Ich werde aber ohne anhalten zu müssen durchgewunken und stehe alsbald vor einer langen Menschenschlange, die vor einem Gebäude ansteht. Mit so vielen Leuten habe ich um diese Zeit nicht gerechnet. Nun gut. Ich parke mein Motorrad und komme dabei mit einem Beamten kurz ins Gespräch, weil ich ihn frage, ob das die Warteschlange für die Ausreise nach Südafrika ist. Er schüttelt den Kopf und meint: Nein, nein, die wollen alle nach Südafrika einreisen. Ich könne hinter dem Haus herumfahren. Dort ist der Schalter für die Ausreise. Gesagt, getan – und zu meiner Verwunderung bin ich plötzlich der Einzige, der in der Schalterhalle steht. Hatten meine Gastgeber von gestern recht, und freitags gibt es viele, die nach Südafrika einreisen wollen für das Wochenende, aber noch kaum welche, die nach Mosambik wollen. Die kämen erst morgen, Samstag.

 

Mir ist es nur recht. So dauert es lediglich zehn Minuten und ich und die Honda sind aus Südafrika ausgestempelt. Ich steige wieder auf die Enduro und fahre langsam weiter zum Grenzposten von Mosambik, der ungefähr 500 Meter weiter, immer noch im gleichen gesicherten Gelände liegt. Kurz vor dem Grenzgebäude stoppt mich ein Polizist und heißt mich als Erstes herzlich willkommen in Mosambik. Was für ein positiver Empfang. Er füllt einen Laufzettel aus, den ich für die Grenzbearbeitung benötige. Dabei fragt er mich allerlei Dinge zu meiner Reise aus und freut sich sichtlich, dass ich jetzt in sein Land reise.

 

Die Honda kann ich danach gleich vor dem Schaltergebäude abstellen und begebe mich hinein. Auch hier ist auf meiner Seite nichts los und die Grenzbeamten dösen alle etwas vor sich hin. Eine Beamtin schaut sich dann meinen Pass an und meint, ich müsse zum extra Schalter ganz in der Ecke vom Raum gehen, wo „Vistos“ draufsteht.

Ich gehe hinüber und schaue auf den leeren Sitz in der Box. Als nach rund fünf Minuten immer noch niemand da ist, bemüht sich die Beamtin von vorher, jemanden aufzutreiben, der sich um meine Einreise kümmert. Der Beamte schaut sich meinen Pass an und fragt gleich als Erstes, wo ich wohnen werde. Ich zeige ihm meine Zimmerbuchung über Booking.com in Maputo, wo ich heute hinfahre. Er schaut mich mürrisch an und meint, er benötige das in ausgedruckter Form – was ich natürlich nicht habe. Nach längerem Hin und Her kann ich ihn davon überzeugen, doch einfach die Buchung ab meinem Handy zu fotografieren, damit er sie über sein Handy auf seinem Drucker ausdrucken kann. Das dauert dann seine Zeit, weil er es sichtlich nicht eilig hat. Danach gibt er mir ein Einreiseformular, welches ich genau ausfüllen muss. Dabei bekomme ich es dreimal von ihm zurück, weil nicht alles so steht, wie er es gerne möchte. Zum Glück muss ich nicht jedes Mal von vorne anfangen, sondern kann einfach die Ergänzungen auf dem Formular anbringen. Nach ungefähr einer Stunde ist es dann soweit und ich kann die offizielle Bearbeitungsgebühr von €10 entweder in der lokalen Währung Meticais oder in Rand bezahlen. Da ich noch kein lokales Geld habe, zahle ich in Rand und bekomme die Quittung dafür. Mit dieser kann ich jetzt wieder am normalen Schalter gehen, wo ich ohne weitere Verzögerung meinen Einreisestempel bekomme. Nicht alle europäischen Staatsbürger können, wie wir Schweizer Bürger für 30 Tage visafrei einreisen. Wer ein Visum braucht, bezahlt hier €150.

 

Nun geht es zum Schalter für die temporäre Einfuhr der Honda. Dank dem Carnet de Passage dauert es keine Minute und ich bekomme dieses abgestempelt zurück. Was wer aus dem Carnet bekommt, weiß die Beamtin aber nicht. Sie fragt mich, ob ich ihr sagen kann, was sie wie machen soll und macht es einfach ohne weitere Fragen. Ob und wie sie das danach verarbeitet, kann mir egal sein. Ich benötige lediglich das richtig abgestempelte Carnet. So komme ich problemlos wieder aus dem Land, und bei einer Polizeikontrolle habe ich ein offizielles Formular vorzuweisen.

 

Wieder beim Motorrad schaue ich mich um, ob es irgendwo einen Geldautomaten gibt. Ein Sicherheitsbeamter bemerkt dies und fragt mich, was ich suche. Auf meine Frage hin nach einem Geldautomaten schüttelt er den Kopf und meint, dass alles geschlossen sei und ich nach dem Grenzgelände Geld auf der Straße wechseln könne.

 

Die Box für die Versicherung ist ebenfalls geschlossen. Da bin ich froh, dass ich die Versicherung gestern online über den größten Anbieter in Südafrika und Mosambik abgeschlossen habe. So muss ich mich nicht mehr darum kümmern. Das geht auch nur so speditiv, weil jährlich Tausende von Südafrikanern über die Grenze fahren und eine Versicherung benötigen.

 

Beim Verlassen des Grenzareals müsste ich eigentlich den Laufzettel abgeben, der mir der freundliche Polizist am Anfang übergeben hat. Der anwesende Polizist winkt mich aber einfach durch und will nichts davon wissen. Keine zehn Meter später werde ich von etlichen Geld- und SIM-Karten-Verkäufern in Empfang genommen – respektive versperren sie mir den Weg. Ich halte jedoch nicht an, da ich den Straßenverkäufern hier nicht traue. Ich erledige beides lieber in Maputo.

 

Es führt nur eine Verkehrsachse von der Grenze bis in die Hauptstadt Maputo, die lediglich 80 Kilometer von hier entfernt liegt. Auf diesem Abschnitt machen die einheimischen Polizisten gerne Kontrollen, um ihr Salär aufzubessern. Es dauert daher auch nicht lange, bis ich weiter vorne drei Polizisten auf der Straße stehen sehe. Dank ihrer Leuchtwesten kann man sie kaum übersehen. Vor mir fährt ein großer Truck, hinter den ich mich anhänge. So sehen mich die Polizisten erst in letzter Sekunde und können mir nur noch hinterhersehen. Bei der nächsten Kontrolle gelingt mir das gleich nochmals, und danach schlafen die Beamten jeweils im Schatten entweder im Auto oder daneben auf ihren Plastikstühlen.

 

Und so komme ich ohne Geld auszugeben zur offiziellen Mautstelle für die Schnellstraße. Aus verschiedenen Infoforen weiß ich, dass ich noch mit Rand bezahlen kann, was auch gelingt. Die anschließende Fahrt in die Außenbezirke der Hauptstadt verläuft dann ohne weitere Polizeikontrollen.

 

An einer der Kreuzungen biege ich von der Schnellstraße ab und gelange auf eine lange Verkehrsachse, die mich in die Nähe der Innenstadt bringt, wo meine Unterkunft liegt. Obwohl dies ebenfalls eine Hauptstraße sein sollte, ist nur etwa die Hälfte der Strecke normal befahrbar. Der Rest ist entweder Schotter- oder Löcher Piste – oder beides zusammen. Zudem ist sie durch die vielen Marktstände oft nur einspurig befahrbar, was immer wieder zu einem Verkehrschaos führt.

 

Nach langer Geduldsfahrt erreiche ich die innerstädtische Schnellstraße, die mich über ein unbewohnbares Flussbeet in die Innenstadt führt. Am Ende der Überfahrt gelange ich zu meiner Überraschung erneut an eine Mautstelle. „Schöner Mist“, schießt es mir durch den Kopf. Habe ich doch noch kein lokales Geld und kann hier bestimmt nicht mehr mit Rand bezahlen.

 

Ich fahre langsam und überlege, was ich jetzt machen soll, als mich ein lokaler Motorradfahrer überholt und sich zwischen den Autos durchschlängelt. Ich überlege nicht lange und folge ihm. Eventuell sind Motorräder von der Maut ausgenommen, weshalb er sich so nach vorne drängt. Dem ist aber nicht so – und schon bald stehe ich am Mauthäuschen und sehe, dass ich für ein Motorrad 50 MET bezahlen muss. Zum Glück habe ich an der ersten Mautstelle mit Rand 100 bezahlt und das Retourgeld in MET bekommen, welches jetzt gerade reicht, um die 50 MET zu bezahlen. Uff, nochmals Glück gehabt. Für die letzten vier Kilometer bis zu meiner Unterkunft benötige ich dann noch fast eine halbe Stunde wegen dem Verkehrschaos.

 

Das Guesthouse führt eine Inderin, die jedoch hier geboren wurde. Sie spricht sehr gut Englisch, was hilfreich ist. Spanisch und Portugiesisch sind sich zwar ähnlich, aber die Aussprachen sind doch oft verschieden, was es mir nicht einfach macht, immer gleich alles zu verstehen.

 

Zwei Stunden später kann ich beim Geldautomaten um die Ecke endlich Geld beziehen – und das erst noch gebührenfrei. Eine SIM-Karte bekomme ich bei einem der vielen Straßenverkäufer. Im offiziellen Vodacom-Shop können sie mir wegen Computerproblemen keine verkaufen.

 

In Maputo bleibe ich für zwei Tage. Gemäß den Beschreibungen gibt es in der Stadt etliche alte Gebäude aus der portugiesischen Zeit. Unter anderem auch ein Eisenbahnmuseum. Tags darauf mache ich mich deshalb auf einen größeren Stadtspaziergang auf. Im Gegensatz zu Südafrika ist die Sicherheitslage in Mosambik grundsätzlich gut – wenn nicht gerade Demonstrationen gegen die Regierungspartei am Laufen sind. Ich kann mich also frei bewegen.

Leider muss ich aber bald feststellen, dass vom historischen Flair der alten Gebäude nicht mehr allzu viel übrig ist. Viele der Gebäude sind verlottert oder sehen so aus, als ob sie bald auseinanderfallen. Zudem sind die Gehsteige und Straßenränder voll mit Verkaufsständen, was oft keinen freien Blick auf die Gebäude zulässt.

 

Der alte renovierte Bahnhof ist imposant, bietet aber außer ein paar Zügen auf den Gleisen nicht viel mehr. Das betrifft auch das kleine Museum, das lediglich zwei Lokomotiven beinhaltet. Dafür scheint das Museum für Hochzeiten beliebt zu sein. Jedenfalls ist bei meinem Besuch gerade eine große Hochzeitsgesellschaft in der kleinen Halle und belagert die beiden Lokomotiven für allerlei Fotosujets.

 

Das Fort de Maputo liegt hübsch zwischen Palmen eingesäumt, jedoch in einer heruntergekommenen Gegend, was einen krassen Gegensatz erzeugt. Viel gibt es auch hier nicht zu erkunden, weil das Fort viel kleiner ist, als es in einer so großen Stadt vermuten lässt.

 

Was mich auch erstaunt, sind die Preise für Unterkunft und Essen. Die liegen über dem Niveau von Südafrika, was mich doch sehr verwundert. Zumal mir viele Südafrikaner gesagt haben, dass sie wegen den günstigen Preisen nach Mosambik in die Ferien fahren. Meine Gastgeberin ist auch erstaunt darüber, als ich ihr sage, dass Südafrika günstiger sei als es hier in Maputo ist. Mal schauen, wie es dann außerhalb der Hauptstadt sein wird.

 

Der zweite Tag dient für das Schreiben dieses Blogs und für meine Weiterreise in Mosambik.

Route und Downloads

Track & POI meiner Route

Die GPX Datei enthält den Track und die POI der Strecke „Partida para Mocambique“

Picture of Christian Feustle
Christian Feustle

Autor und Inhaber der Marke Motoglobe

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