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Panoramastrassen und Tempelberg

Panorama Strassen und Tempelberg

Mit normalem Reisetempo fahre ich über eine gut ausgebaut zweispurige Strasse. Es hat wenig Verkehr, was mir erlaubt, links und rechts die schöne Landschaft zu betrachten.

 

Aus dem Blinkwinkel heraus nehme ich eine Bewegung auf der Fahrbahn wahr. Ich kann es kaum glauben, da versucht eine Schildkröte die vierspurige Strasse zu überqueren. Ich drücke und trete voll auf die Bremsen, was Dank ABS unproblematisch geht. Kaum bin ich abgestiegen, rauscht auch schon das erste Auto daher. Zum Glück ist die Schildkröte erst in der Mitte der Fahrbahn, wo auf den türkischen Strassen ein ca. 2 Meter breiter Sicherheitsstreifen angelegt ist.

 

Ich greife mir die Schildkröte und bringe sie über die Strasse, wo sie hinwollte, und lege sie einige Meter im Gelände wieder ab. Es dauert eine Weile, bis sie sich aus ihrem Panzer herausgetraut und friedlich davonkriecht.

 

Einige Kilometer später steht keine Schildkröte auf der Strasse, sondern schwerbewaffnete Soldaten. Diese haben die zwei Spuren auf eine reduziert und jetzt muss ich neben der Strasse durch einen mit zwei Meter hohen Betonwände gesicherten Korridor fahren. Am Ende stehen vier Soldaten, von denen Einer die Fahrzeuge kontrolliert und die anderen die Sicherung übernehmen. Als ich an der Reihe bin, schauen sie nur auf mein Kennzeichen und lassen mich weiterfahren.

 

Ich bin immer noch am Überlegen, was der Grund für diesen für mich fix aussehende Militär Check-Point sein könnte, da kommt auch schon der Nächste. Auch hier sind die Soldaten schwerbewaffnet. Jetzt muss ich anhalten und den Motor abstellen. Der Soldat fragt mich etwas auf Türkisch, was ich natürlich nicht verstehe. Ich antworte auf Englisch, dass ich kein Türkisch könne. Er lacht, schüttelt mir die Hand und meint «No englisch you go».

 

Nun folgen in kurzen Abständen unzählige Kontrollen. Zudem fahre ich an etlichen Militärgarnisonen vorbei, die in der bergigen Landschaft, wie früher die Burgen, jeweils auf dem höchsten Punkt liegen. Bei der Stadt Genc ist die Intensität am höchsten. Hier schaue ich zuerst in den Lauf eines Maschinengewehrs, dass hinter einem schusssicheren Wall aufgebaut ist, bevor es in den Betonkorridor hinein geht. Zusätzlich sichern gepanzerte Fahrzeuge die Kontrollposten. Spätestens hier habe ich das Gefühl am falschen Ort zu sein.Bei einem Tankstellenstopp winkt mir einer Gruppe Männer zu. Ich schlendere zu ihnen hinüber und bekomme sogleich einen Stuhl und Tee angeboten. Ich nutze die Gelegenheit und frage sie, was der Grund für diese hohe Militärpräsents sein. Einige schütteln nur den Kopf und einer sagt «Problems» Mehr wollen sie nicht sagen. Auch am Abend im Guesthous, in der Nähe des Berg Nemrut, erfahre ich von der Gastfamilie nicht mehr. Ihre Antwort ist lediglich «Hier haben wir keine Probleme». Vermutlich bin ich durch ein Gebiet gefahren, wo es viele andersdenkenden Menschen gibt, als es der Regierung genehm ist.

 

Die Tempelanlage auf dem Berg Nemrut soll bei Sonnenaufgang am eindrücklichsten sein. Müde von der gestrigen langen Fahrt schlafe ich lieber aus und mache mich bei stahlblauem Himmel nach dem Frühstück auf den Weg.

 

Über eine teilweise sehr steile 12 Kilometer lange Strasse geht es hinauf zum Besucherparkplatz. Von hier bringt mich eine Shuttel Bus zu den Treppen, über welche die auf 2’100 Meter liegenden Tempelanlage erreicht werden kann. Dieser Aufstieg ist steil und kurbelt meinen Kreislauf ganz schön an.

 

Schon auf dem Treppenweg ist das Panorama gewaltig, doch was mich oben erwartet, macht mich zuerst einmal sprachlos.

 

Der Gipfel ist eine Kombination aus Grabstädte und Heiligtum. Die eigentliche Bergspitze liess der König Antiochos I. Tehos für sein Grabstätte um 45 Meter und mit einem Durchmesser von 150 Metern aufschütten. Riesige Götterstatuen wurden um das Grab herum errichtet. Sie wurden so ausgerichtet, dass sie alle in die weite Ferne blicken. Leider haben Erdbeben, Unwetter und Touristen ihren Teil dazu beigetragen, dass die Statuen mittlerweile kopflos sind, und diese verteilt auf dem Boden rumliegen. An solchen Orten überlege ich mir immer, wie es überhaupt möglich war, diese Anlagen zu errichten und wie viele tausende Arbeiter dazu benötigt wurden, sind diese Statuen doch tonnenschwer.

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Christian Feustle

Autor und Inhaber der Marke Motoglobe

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