
Kapstadt
11.01.2025 routen >> afrika hautnah
Der Flug nach Kapstadt verläuft durch die Nacht und startet mit über einer Stunde Verspätung. Gerade noch weggekommen, bevor das Nachtflugverbot greift. Für einen kleinen Aufpreis habe ich einen super Sitz mit viel Beinfreiheit in der vordersten Reihe des Flugzeugs bekommen. Quasi im Cockpit beim Flugpersonal.
Über die Durchsagelautsprecher erfahren wir Fluggäste, dass der Flug überbucht ist. Wer einen Tag später fliegen will, bekommt 600 Euro vergütet, plus eine Hotelübernachtung mit Frühstück und Mittagessen. Ich habe noch nie so ein Angebot gehört. Es scheint, als hätte jemand Geld geboten, um noch mitzukommen.
Ich kann einigermaßen schlafen, darum gehen die 11,5 Stunden Flug schnell vorbei. Die Zollkontrolle in Kapstadt in erstaunlich schnell erledigt und ich bekomme ohne Diskussion 90 Tage Aufenthalt.
Mit einem Uber erreiche ich etwas später meine Unterkunft in der Nähe der bekannten Waterfront im alten Hafengelände der Stadt. Die Lage ist ruhig, etwas erhöht am Hügel, und es gibt einen sicheren Parkplatz für die Honda, die ich übermorgen abhole.
Mein Gastgeber zeigt mir mein großes Zimmer und erklärt mir, was ich wie alles abschließen muss, wenn ich das Haus verlasse. Wie fast alle Häuser ist auch das Guesthouse mit einer Mauer und einem Stromzaun gesichert. Willkommen in Südafrika.
Kapstadt ist mittlerweile etwas sicherer geworden. In meiner näheren Umgebung bis zur Waterfront kann ich laut meinem Gastgeber auch nachts zu Fuß unterwegs sein. Die Innenstadt ist nach Sonnenuntergang laut ihm allerdings immer noch ein No-Go.
Ich packe meine wenigen Sachen aus und setze mich anschließend in eines der schicken Cafés in der Umgebung. Ich genieße die Sonne und die warmen Temperaturen. Viel mehr mache ich heute nicht mehr.
Ich schlafe lange und fühle mich trotzdem gerädert. Das kalte Klima im Flugzeug über 11 Stunden hinterlässt seine Spuren.
Als erstes gehe ich in den Supermarkt um die Ecke, um mir etwas zum Frühstücken und Proviant für die nächsten Tage zu kaufen. Die Küche im Guesthouse ist gut ausgestattet, und schon bald steht ein leckeres Porridge mit Früchten auf dem Tisch. Während des Essens gebe ich African Overlanders meinen Standort durch und vereinbare die Abholung meiner Honda für morgen um 10 Uhr. Die Farm liegt etwa 50 Kilometer außerhalb von Kapstadt. Am einfachsten komme ich mit dem hauseigenen Fahrdienst dorthin. Eine halbe Stunde später bekomme ich die Info, dass ein weiterer Reisender mitkommen wird, um sein Fahrzeug abzuholen. Auch gut, das halbiert die Fahrkosten.
Etwas später gehe ich zu Fuß in die etwa zwei Kilometer entfernte Innenstadt. Mein erster Stopp ist der örtliche BMW-Händler, denn ich brauche Kettenspray, und dieser Laden liegt für mich am nächsten. Ich werde von einem Mitarbeiter begrüßt und an einen anderen verwiesen, nachdem ich mein Anliegen erklärt habe.
Leider scheint dieser Mitarbeiter nicht zu wissen, was Kettenspray ist. Ich zeige deshalb auf die Kette eines Motorrads in der Nähe und erkläre ihm, dass die Kette ja regelmäßig geölt werden sollte und ich dafür einen Spray brauche. Er fragt mich, welches BMW-Modell ich fahre. Als ich antworte, dass ich eine Honda besitze, verdreht er die Augen und erklärt, dass sie nur Artikel für BMW-Motorräder verkaufen. Mir fehlen die Worte. Wie ist es möglich, dass jemand mit so wenig Fachwissen in einem offizielle BMW-Laden arbeiten kann. Ungläubig verlasse ich den Laden. Den Spray kaufe ich Morgen im KTM-Shop, der laut seiner Webseite Ketten Öl von Motorex im Angebot hat. Den Laden kann ich auf dem Rückweg mit der Honda ansteuern.
Ein paar Häuserblocks weiter liegt das Viertel Bo-Kaap mit seinen schmalen Pflasterstraßen und bunten Häusern. Ich lasse mir Zeit und schaue mich in Ruhe um.
Danach streife ich durch die Innenstadt und gönne mir einen Cappuccino in einem Café, das in einer alten Kirche untergebracht ist. Der Kaffee schmeckt hervorragend, die Einrichtung ist allerdings alles andere als speziell.
Bevor ich zurückgehe, kaufe ich noch eine SIM-Karte mit Datenpaket. Nicht günstig, aber hier in Südafrika gehören auch Telefonminuten dazu. So kann ich im Notfall ohne WhatsApp telefonieren.
Um 16 Uhr treffe ich Uwe Schmidt, einen südafrikanischen Motorradfahrer, der mit seiner BMW schon viele Länder dieser Erde bereist hat. Ursprünglich kommt er aus Namibia, damals West-Südafrika. Seine Großeltern wanderten aus Deutschland dorthin aus, weshalb er einen deutschen Namen trägt. Obwohl er noch nie in Deutschland gelebt hat, spricht er erstaunlich gut Deutsch. Eine Facebook Bekannte hat mir seine Anschrift geschickt und ich habe ihn im Vorfeld über WhatsApp kontaktiert. Es stellt sich dann heraus, dass wir noch weitere Personen gemeinsam kennen.
Wir quatschen lange über Motorradreisen und unsere Erlebnisse. Danach ist relaxen angesagt und früh ins Bett gehen.
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Ich liege im Bett und lese, als eine WhatsApp-Nachricht hereinfliegt. Tanya von African Overlanders schreibt: „Bin schon da.“ Ich schaue auf die Uhr – es ist erst 9 Uhr, und wir haben 10 Uhr vereinbart. Ich rufe sie an und sage, dass ich noch nicht fertig bin und ungefähr 10 Minuten brauche. Sie entschuldigt sich und erklärt, dass sie früher losgefahren sei als geplant. Ich rufe sie an und erkläre, dass ich noch nicht fertig bin und etwa zehn Minuten brauche. Sie entschuldigt sich und sagt, dass sie früher losgefahren sei als geplant. Kurz darauf sitze ich neben ihr im Auto, und wir fahren zum zweiten Kunden, der ebenfalls auf die Farm möchte.
Tanya schreibt ihm mehrere Nachrichten, aber er antwortet nicht. Wir warten über eine Viertelstunde vor seinem Hotel, bis er endlich anruft. Auch er ist noch nicht fertig, da er mit 10:30 gerechnet hat. Er beeilt sich und sitzt bald hinten im Auto, und wir brausen los.
Sein Name ist Ian. Ursprünglich kommt er aus England, lebt aber seit über 40 Jahren nicht mehr dort. Jetzt pendelt er oft zwischen seinem Haus in Frankreich und Südafrika hin und her. Darum hat er sich bei African Overlanders ein Auto gekauft und parkt es dort, wenn er in Europa ist.
Der Verkehr ist gering, und wir kommen gut aus der Stadt heraus. Bald weichen die Häuser der braunen Steppe. Wir erreichen die Farm, die vollgeparkt mit Jeeps aller Art ist. Meine Honda steht ebenfalls da – schön, sie wiederzusehen.
Duncan, der Manager von African Overlanders, ist noch beschäftigt. Ich schließe deshalb zuerst die Batterie an und bringe den Motor zum Laufen. Nach zwei, drei Versuchen klappt es, und der Motor brummt friedlich vor sich hin.
Währenddessen rollt ein BMW-Fahrer aus Holland auf die Farm und hält neben mir. Wir kommen sofort ins Gespräch. Er ist vor einem Monat in Kenia gestartet und fliegt morgen nach Hause, weil sein vierwöchiger Urlaub endet. In Namibia hatte er einen Unfall und brach sich eine Rippe. Im Krankenhaus hieß es, das sei nicht schlimm, und er könne weiterfahren. Zwei Tage später wurde er jedoch ohnmächtig und musste vier Tage im nächsten Krankenhaus verbringen. Der Rippenbruch war wohl doch keine Bagatelle.
Jetzt rollt noch ein Jeep aus Frankreich heran, und ein junges Paar steigt aus. Hier ist was los.
Etwas später kommt Duncan und bringt mir das abgestempelte Carnet de Passage und wünscht mir viel Glück für meine Reise. Ich verabschiede mich von ihm und dem Holländer und fahre als erstes in die nächste Ortschaft, um den Tank zu füllen.
Hier fahren sie links, und ich muss mich konzentrieren, um an den Kreuzungen und Kreiseln nicht falsch ab- oder einzubiegen. Der Einfachheit halber fahre ich auf der Autobahn zurück und lege einen Zwischenstopp im Motorradshop ein, der Motorex Kettenöl verkauft. Das haben sie zwar nicht mehr an Lager, aber ich bekomme einen anderen, der die Kette sicherlich genauso gut schmiert. Vor dem Laden komme ich beim Aufsitzen ins Gespräch mit einem soeben herangefahrenen Motorradfahrer ins Gespräch. Es ist schon ein grosser Vorteil, wenn einfach alle gut Englisch sprechen und ich mich so überall und jederzeit mit den Menschen austauschen kann.
Anschließend gelange ich ohne Probleme zurück zu meiner Unterkunft. Bevor ich alles entpacke, muss ich jedoch erst etwas Kleines essen. Das Frühstück ist ins Wasser gefallen, weil Tanya viel zu früh da war.
Nach der Stärkung breite ich mein gesamtes Gepäck im Zimmer aus. Alles ist vorhanden und unbeschädigt – das gilt auch für die Honda.
Etwa eine Stunde später bestelle ich mir einen Uber. Ich habe mich mit zwei Motorradreise-Pärchen aus den USA und Australien verabredet, die ich über eine WhatsApp-Gruppe kennengelernt habe. Beide Paare haben ihre Motorräder ebenfalls hierher nach Kapstadt geschickt und stehen kurz vor dem Start ihrer Afrikareise.
Wir treffen uns in einem gemütlichen Restaurant. Beide Paare haben schon viel erlebt, unter anderem auch Reisen in Südamerika. Das US-Paar hat ihre Motorräder direkt von dort nach Kapstadt verschifft. Es gibt viel zu erzählen und zu lachen – die Geschichten und Tipps fliegen nur so hin und her.
Bevor es dunkel wird, verabschieden wir uns. Das Restaurant liegt zwar in einer trendigen Gegend, doch auch hier gilt die Regel, dass man nachts als Tourist besser nicht mehr unterwegs sein sollte.
Zurück in meiner Unterkunft liege ich bald darauf im Bett und lese den Artikel fertig, den ich heute Morgen abrupt unterbrechen musste.
Heute ist mein letzter Tag in Kapstadt. Geplant hatte ich, dass ich sowohl Robben Island besuche – das Gefängnis, in dem Nelson Mandela über 18 Jahre gefangen war und das heute ein Museum ist und hinauf zum Tafelberg fahre. Doch leider waren / sind die Touren nach Robben Island während all den Tagen, wo ich in Kapstadt bin, ausgebucht.
Deshalb fahre ich nach dem Frühstück gleich zum Tafelberg und hoffe, dass es dort keine allzu langen Warteschlangen für die Luftseilbahnfahrt gibt. Die Amerikaner erzählten mir gestern, dass ihr Gastgeber meinte, es könne zeitweise bis zu drei Stunden dauern.
Die Talstation liegt schon fast auf halber Höhe des Berges, da die Luftseilbahn keine Zwischenmasten hat und die Abstände zwischen den Tal- und Bergstationen deshalb nicht zu groß sein können.
Bereits von der Talstation ist deshalb die Aussicht auf die Stadt beeindruckend. Glücklicherweise sind weniger Leute da als erwartet, und schon nach einer knappen Viertelstunde bringt mich die drehbare Gondel hinauf auf den Berg.
Oben angekommen, bestaune ich die perfekte Sicht. Weder tiefhängende Wolken noch Nebel beeinträchtigen die Aussicht, was nicht selbstverständlich ist. Auf dem riesigen Plateau gibt es unzählig Wege, auf denen ich etwa eine Stunde herumlaufe. Zwischendurch setze ich mich an exponierte Stellen hin und lasse die unvergessliche Landschaft auf mich wirken. Unvergesslich, weil ich vor 30 Jahren auch schon mal hier oben war und mich bis heute daran erinnern kann.
Für den Rückweg nehme ich wieder die Bahn. Anschließend bringt mich ein Uber zur Waterfront, wo immer viel Trubel herrscht. Die Zeit vergeht da wie im Flug.
Von der Waterfront aus laufe ich zurück zu meiner Unterkunft und mache dazwischen einen Abstecher zum Supermarkt, um Wasser und ein paar Snacks für die morgige erste Etappe zu besorgen. Zurück im Zimmer plane ich die Route für morgen und bepacke die Honda.
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