Berühmte Klöster und wilde Berglandschaften
31.08.2018 routen >> seidenstrasse & pamir hwy
Der Einzylinder Motor brüllt immer lauter und vermag das Motorrad auch im zweiten Gang nicht abzubremsen. Zu steil ist das Gefälle. So rausche ich immer schneller auf die nächste Haarnadelkurve zu. Hinzu kommen die reihenweisen und unregelmässig hohen Bodenwellen, welche die KTM in schnelle Auf- und Abwärtsbewegungen versetzt. Je näher zur Kurve, desto ausgeprägter sind diese Wellen oder bilden sogar eine Buckelpiste. Zu all dem ziehe ich jetzt noch kräftig an den Bremsen, damit ich die Kurve kriege.
Hinter mir ist der russische Biker, den ich vor geraumer Zeit bei einem kurzen Stopp kennengelernt habe. Auch er ist mit seiner Husqvarna 701, identisch mit meinem Motorrad, gefordert, tanzt doch sein Scheinwerfer in meinen Rückspiegeln wie wild auf und ab.
In der dritten Serpentine schaue ich in die Kurve hinein und sehe die riesige Führerkabine eines Lastwagens auf mich zu bewegen. «Das reicht nicht», blitzt es durch mein Hirn und reflexartig bremse ich mit Hilfe des ABS voll ab. Die starke Bremswirkung stellt die KTM automatisch in die waagrechte, wodurch ich viel weniger Platz benötige. Im Schritttempo fahre ich dann rechts aussen am Lastwagen vorbei.
Im Tal stoppen wir für eine kurze Trinkpause und diskutieren ein wenig über die Strassenverhältnisse. Dabei lacht mein Begleiter und meint, die Bodenwellen seien hier Normalität. In Goris verabschieden wir uns. Er möchte das Berg-Karabach Gebiet erkunden, bevor seine Ferien zu Ende sind. Ich möchte einen Abstecher zum Kloster Tatev machen, dass nicht weit von hier auf einem Bergplateau liegt und danach noch ein gutes Stück Richtung Norden fahren.
Wie mein russischer Biker Kollege erwähnt hat, sind die Bodenwellen Normalität, was meine Reisegeschwindigkeit reduziert. Ziemlich müde klingle ich deshalb erst um 19.30 an der Tür meines Guesthouses in Areni. Schnell abladen und duschen und schon sitze ich im schönen ruhigen Garten und erhalte ein feines Nachtessen.
Tags darauf besuche ich am Morgen, die auf einem Pass liegende Karawanserei Orbelian. Es ist 09.30 Uhr als ich ankomme und weit und breit sind noch keine anderen Touristen zu sehen. Auf dem Parkplatz steht ein Souvenirstand und ein älteres Paar sitzt davor und isst gemütlich Frühstück. Sie winken mir zu und laden mich spontan zum Essen ein. Als Dankeschön kaufe ich zwei Stück ihres selbstgebackenen Kuchens.
Auf dem Rückweg besuche ich das Noravanks Kloster. Der Parkplatz ist voll mit Bussen belegt und entsprechend ist die Klosteranlage im festen Griff unzähliger Besucher. Daran muss ich mich zuerst wieder gewöhnen.
Den Nachmittag hindurch relaxe ich im Garten des Guesthouses und esse mich durch das Früchteangebot hindurch.
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Ich stehe in der Ortschaft Alaverdi am Strassenrand und kann es nicht glauben, was ich sehe. Ein riesiges, nicht überschaubares Gelände mit zerfallenden Industrieanlagen zieht sich mehrere Hundert Meter der Strasse entlang. Es sind die Überreste der einst grössten Kupfermiene der Sowjetunion.
Ein kleiner Teil der Kupferhütte ist noch in Betrieb. Der fortlaufend rauchende Schornstein wurde hoch oben in den Berghang versetzt, damit die ungefilterten rausgeschleuderten Abgase die Gesundheit der Bevölkerung weniger tangieren sollten. Sieht man den Kamin nicht, erhält man das Gefühl, ein Vulkan sei hier am Brodeln.
Zudem hängen über der Kleinstadt zwei Gondeln einer Luftseilbahn, die den Betrieb seit langer Zeit eingestellt hat. Die russischen Plattenbauten fehlen auch nicht und so hinterlässt diese im Flusstal eingequetschte Ortschaft ein sehr trostloses Bild bei mir.
Nachdem ich gestern Areni verliess, besuchte ich die Klosteranlage Chor Virap, die zusammen mit dem im Hintergrund stehenden Berg Ararat das bekannteste Fotosujet Armeniens liefert. Ironischerweise steht der Berg auf türkischem Boden. So erschafft das Bild im Unterschied zu den realen Beziehungen der beiden Länder, eine unzertrennbare Verbindung. Meine Weiterfahrt zum teilweise in die Felsen gehauene Kloster Geghard stoppte leider ein Felssturz kurz vor der Anlage.Ein Durchkommen war auch mit meinem Motorrad nicht möglich. Meine Unterkunft beim Sewa See erreichte ich deshalb einiges früher und hatte dadurch Zeit, wieder einmal die wichtigsten Schrauben am Motorrad auf ihren festen Sitz zu prüfen.
Heute Morgen passierte ich kurz nach dem Start ein Tunnel. Obwohl die Röhre nur 2 1/2 Kilometer lang war, erwartete mich auf der anderen Seite stark bewölktes Wetter und eine grüne Landschaft. Das erinnerte mich stark an den Gotthard Tunnel bei uns in der Schweiz, wo das Wetter auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls unterschiedliche ein kann.
Zwei Stunden später erreiche ich Alaverdi und später die Grenze zu Georgien. Mir fällt sofort auf, dass es keine Absperrtore mehr zum Grenzposten gibt. Ich halte bei den Parkplätzen vor dem Grenzgebäude und sofort steht ein armenischer Zollbeamter bei mir und fragt nach den Registrierunterlagen für die KTM. Kaum hat er sie in den Händen, schickt er mich auch schon weiter zur Passkontrolle, zu der ich auf dem Motorrad fahren kann.
Bumm und der Stempel sind im Pass und schon fahre ich nach Georgien. Auch hier muss ich nicht mehr absteigen. Die Einfuhr der KTM erledigt der Beamte in einer Minute mit dem Hinweis „Mister, Insurance one Kilometer“.
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