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Auf dem Pamir Highway über das Dach der Welt

Auf dem Pamir Highway über das Dach der Welt

Ich bin auf 3’170 Meter beim Ortseingang der Siedlung Sarytasch und im Hintergrund ist das Pamir Gebirge mit Bergspitzen bis 7’500 Meter zu sehen – gewaltig.

 

In Osh war es heute Morgen bereits um 09.00 Uhr über 30 Grad warm. Schwitzend durchquerte ich die Stadt und folgte dem ausgetrockneten Flussbeet des Mashrapsay.

 

Langsam wird das Tal enger und ich gewinne stetig an Höhe. Überraschend geht es dann wieder runter bis zur schön gelegenen Ortschaft Gültschö. Die Berge links und rechts der Strecke werden ab hier massiver und höher. Zudem geht es wieder aufwärts und bald erreiche ich die Passstrasse zum 3’615 Meter hohen Taldyk Pass. Die Aussicht auf der Passhöhe ist nichts Spezielles. So fahre ich ohne Stopp weiter und bin kurze Zeit später im grüne Alaital. Die Strasse zieht sich in einer grossen Schleife durch das schöne Tal bis zur Ortschaft Sarytasch. 

 

Obwohl es erst 13.30 Uhr ist, bleibe ich in dieser Ortschaft. So habe ich etwas Zeit, mich anzuklimatisieren, werde ich doch die nächsten Tage immer über 3’000 Meter bleiben.

 

Langweilig wird es mir hier oben nicht, denn das Guesthouse ist voll mit anderen Reisenden.

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Gespannt auf die heutige Etappe starte ich meine KTM. Ihr Motor wird auf dieser Strecke etwas gefordert werden, und meiner auch, geht es doch bis auf 4’660 Meter hoch.

 

Im Guesthouse in Sarytasch habe ich Jaap aus Holland getroffen. Auch er will heute nach Murgab und so entschliessen wir uns, gemeinsam zu fahren.

 

Die kirgisische Grenze erreichen wir auf einer passablen Teerstrasse nach 40 km. Wir sind die Einzigen und der Zöllner winkt uns ohne Wartezeit durch das erste Tor. Dann heisst es zuerst die Motorräder aus der Russischen Föderation auszuführen, das problemlos und ohne grosse Wartezeit funktioniert. Die Passkontrolle geht ebenfalls speditiv.

 

Auf einer miserablen Schotterstrasse fahren wir 20 km weiter durch Niemandsland bis wir den Grenzposten von Tadschikistan auf 4’330 Metern, kurz nach der Passhöhe des Kyzyl Art, erreichen. Hier oben geht mir die Luft ein wenig aus und ich bin froh, dass die Kontrolle unserer Pässe speditiv vorwärts geht und wir zur nächsten Baracke für die temporäre Einführung unserer Motorräder weitergeschickt werden. Auf halben Wegen stoppt uns ein Mann im Trainingsanzug und versucht uns eine offizielle Desinfektionsbehandlung unserer Motorräder zu verkaufen. Wir verweigern die Bezahlung, anderer Reisende hatten uns bereits vor dieser korrupten Gebührenerhebung gewarnt, und geben auch nach diversen Drohungen, dass wir zurück nach Kirgistan müssten, nicht nach. Nach langem Hin und Her lässt er uns dann ohne Bezahlung durch. Gut, waren wir zu zweit. Der Papierkram für die temporäre Einfuhr der Bikes beanspruchte den Beamten dermassen, dass wir eine Stunde warten müssen. Dazwischen schneite es doch tatsächlich ein wenig und ein kalter Wind bläst uns um die Helme, die wir wegen dem garstigen Wetter freiwillig anbehalten.

 

Als sich dann endlich die Schranke öffnet, wartet das Dach der Welt auf uns. Staunend fahre ich durch eine karge, mondähnliche Landschaft, die mit riesigen Bergen versehen ist. Begleitet werden wir vom chinesischen Grenzzaun, der über hunderte von Kilometern das Eindringen nach China verhindern soll.

 

Den höchsten Punkt des legendären Pamir Highways erreichen wir auf der Passhöhe des Ak Baital Pass auf 4’660 Metern. Dank Elektronik schafft das meine KTM problemlos. Der Maschine von Jaap, die noch einen Vergaser hat, geht dafür die Luft aus. Mit Mühe und Not schafft er es aber trotzdem hinauf. Hier oben bringt mich schon das Ab- und Aufsteigen der Maschine ausser Atem.

 

Einige Kilometer später ist die Strasse geteert und in einem erfreulichen guten Zustand. So kommen wir zügig voran und sind bald in Murgab, unserem Tagesziel.

Mein Benzintank ist leer und so stehe ich auf Empfehlung des Einheimischen meiner Unterkunft vor einem weissen Haus, in dem die beste Tankstelle der Ortschaft Murgab sein soll. Kaum habe ich den Motor abgestellt, öffnet sich eine Türe und der „Tankwart“ steht vor mir. Natürlich weiss er, was ich will und kommt kurze Zeit später mit einer grossen PET-Flasche voll Benzin zurück. Auf meine Frage respektive Fingerzeichen, ob es 92 Oktane Benzin sei, nickte er. Die Frage hätte ich mir aber auch ersparen können, überprüfen kann ich es ja so oder so nicht. Also Tankdeckel auf und hoffen, dass es nicht zu fest mit irgendwelchen Stoffen vermischt wurde. Zum Glück habe ich den zusätzlichen Filter beim Tankstutzen eingebaut. Der hält zumindest alles zurück, was der Benzinpumpe und Einspritzdüse schaden.

 

Jaap, mein Mitfahrkollege von gestern, kehrt hier wieder um, da er in vier Tagen zurück im Norden Kirgistan sein muss. Ich bepacke die KTM und fahre weiter ins Pamir Gebirge hinein. Kaum losgefahren, stoppt mich der erste Militärcheckpoint für die Kontrolle der speziellen Bewilligung für das Pamir Gebirge. Alles in Ordnung und die Schranken öffnen sich.

 

Bei schönstem Wetter tauche ich tiefer ins Pamir Gebirge ein und staune im gleicherweise weiter, wie gestern. Einfach fantastisch diese Landschaft. Abwechselnd zeigen sich Schneeberge, braune Mondlandschaft oder ein Mix aus allem. Später rücken die Berge nach links und rechts und geben einer riesigen Ebene Platz – Das Dach der Welt.

 

Mein heutiges Ziel ist das abgelegene Wakhan Tal direkt an der afghanischen Grenze, dass über eine Schotterpass erreichbar ist. So biege ich vom Pamir Highway ab und werde gleich durch eine harte Wellblechpiste durchgeschüttelt. In diesem Stil geht es dann über 100 km und über den Pass weiter. Wellblech wechselt sich mit Sand, Kies und groben Steinen ab.

 

Hinter der Passhöhe sehe ich dann die ersten afghanischen Schneeberge. Langsam bewege ich mich ins Tal zum Grenzfluss Pandsch. In diesem abgeschiedenen Gebiet stoppt mich der nächste Militärposten. Da hier pro Tag höchstens ein paar Touristen durchkommen, sind die Soldaten in der weiter entfernten Kleinkaserne und brauchen längere Zeit, bis sie bei mir an der verschlossenen Schranke sind. Zeit für eine kleine Pause. Die Strecke folgt nun dem Grenzfluss. Teilweise ist der Fluss so schmal, dass ich locker einen Stein nach Afghanistan werfen könnte. Kümmern würde das niemanden, weil dies nur für meine westlich geprägte Vorstellung vom gefährlichen Afghanistan etwas Besonderes wäre. Ich werfe aber trotzdem einen rüber.

 

Die Streckenführung wird durch die Verengung der Berge spektakulärer und die Abhänge neben der Strasse tiefer. Ich und ein Auto hätten da an manchen Stellen keinen Platz gehabt. Ausser drei Schweizer Fahrradfahrer und ein Jeep aus Monaco wollte aber niemand in die andere Richtung.

 

Dann endlich sehe ich weit unten das Wakhan Tal, dass im krassen Gegensatz zur kargen Berglandschaft sehr grün ist. Über vier stark abfallende Haarnadelkurven zirkle ich ins Tal zur Siedlung Lagar, wo ich in einem Gästehaus ein Zimmer und Nachtessen bekomme.

 

Durch die Abgeschiedenheit leben die Menschen hier sehr einfach und so sind auch die Gästehäuser. Eine warme Dusche, Strom oder üppiges Essen gibt es hier selten. Dafür sind die Leute sehr freundlich und aufgeschlossen gegenüber mir als Fremder.

 

Am nächsten Tag fahre ich zu einer heissen Quelle, die 350 Höhenmeter über dem Tal liegt. Die Auffahrt ist zwar steil und schmal dafür die Aussicht fantastisch. Bei der Quelle gibt es ein Badehaus für Männer und Frauen. Dieses Angebot wird durch viele Einheimische rege genutzt, die nicht selten den Weg vom Tal hinauf zur Quelle zu Fuss zurücklegen.

 

Die nächsten 180 km führt die mehrheitlich schlechte Strasse weiter dem Grenzfluss entlang bis nach Korough, der grössten Stadt im Pamir Gebirge. Dabei fällt mir auf, wie viele Leute zu Fuss zwischen den einzelnen Siedlungen unterwegs sind. Ein Auto ist hier für die Mehrheit der Menschen nicht erschwinglich und öffentliche Kleibusse verkehren nur wenige. So versuchen immer wieder Menschen mich mit Handzeichen anzuhalten, um mitfahren zu können. Leider geht das wegen meinem Gepäck nicht, was dann bei meiner entsprechenden Handbewegung auf mein Gepäck jeweils mit einem Lachen beantwortet wird. 

 

Auffallend ist, dass es auf der ganzen Strecke nur eine Brücke hinüber nach Afghanistan gibt, die durch das Militär gesichert wird. Grossen Grenzverkehr zwischen den beiden Ländern scheint es also nicht zu geben, was nicht verwundert, benötigen doch gemäss der Auskunft eines Einheimischen auch sie eine Sonderbewilligung für den Besuch der anderen Flussseite.

Route und Downloads

Track und POI meiner Route

Die GPX Datei enthält den Track und diverse Wegpunkte von Pässen, Sehenswürdigkeiten, Strasseninfos, Restaurants, Unterkünfte, Grenzen und mehr. Alle Daten ohne Gewähr.

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Christian Feustle

Autor und Inhaber der Marke Motoglobe

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