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10.07. - 10.09.2021 - tipps
Mit der Lancierung der Honda CRF300Rally war für mich als Fan leichter Reisenduros klar, dass ich die Maschine auf ihre Tauglichkeit für meine Fernreisen prüfe.
Dank Honda Schweiz bietet sich mir nun die Gelegenheit, die CRF300Rally während zehn Tagen auf einer Motorradreise in die Seealpen Region unter die Lupe zu nehmen.
Damit der Test für mich aussagekräftig ist, belade ich die Maschine mit meinem gesamten Fernreisegepäck und wähle so gut wie möglich eine Route, wie auf meinen Fernreisen
Auf meinen Motorradfernreisen wähle ich mehrheitlich Routen durch Regionen, in denen die Strassenverhältnisse mein Tempo drosseln und die Naturstrassen und Wege mein Fahrkönnen fordern. Hinzu fehlt es über längere Strecken hinweg an helfenden Motorradwerkstätten und Benzinnachschub. Deshalb gewichte ich bei der Wahl meines Reisemotorrades andere Punkte höher, als die Anzahl PS und das vorhandene Drehmoment.
Und genau bei diesen Punkten trumpft die Honda auf mit:
Positive Punkte, die aber je nach Person anders sein können
(Meine Grösse 183mm, mein Gewicht 90kg)
Verbesserungspunkte
Kurvige, enge Nebenstrassen (Teer und Schotter):
Da sie optimal ausbalanciert und der Wenderadius klein ist, lässt sich die Honda mit Leichtigkeit lenken. Egal, wie steil und eng die Kehren sind.
Auf Schotter lässt sie sich deswegen wie ein grosses Mountainbike steuern, wodurch auch Single Trails möglich sind.
Passstrassen auf über 2'500 Höhe (Teer und Schotter)
Mit der Einspritzung bringt die Maschine jederzeit ihre volle Leistung. Auf gut ausgebauten Passstrassen wäre etwas mehr Leistung wünschenswert.
Originalbereifung
Die Honda wird mit ICR GP 21 & 22 ausgeliefert. Die Haftung auf Teer ist sowohl trocken als auch nass gut. Auf Schotterstrasse ist der Grip ebenfalls gut.
Bei Längsrillen im Teer reagiert das Vorderrad teilweise abrupt und bringt die Maschine aus der Linie. Ich gehe davon aus, dass dies aufgrund der Bereifung der Fall ist. Zudem wird das Vorderrad auf manchen Teerbelägen unruhig.
Autobahnfahrten bis 100km Distanz
Die Windschutzscheibe schützt den Oberkörper wirksam gegen den Fahrtwind und mit dem 6. Gang lässt sich die Honda bis Tempo 100km/h ohne grosse Fibrationen fahren. Dadurch sind längere
Autobahnfahrten mit Tempo 100km/h entspannt machbar. Wer es eilig hat, schafft auch 120km/h über einen längeren Zeitraum.
Dichter Stadtverkehr
Durch die leichtgängige Kupplung gepaart mit dem ruckellosen Motor und das leichte Handling lässt sich die CRF unproblematisch durch jeden Stadtverkehr bewegen.
Zügiges Fahren
Die gut gewählte Übersetzung bringt die Leistung des Motors ideal auf das Hinterrad. Bis Tempo 100 h/km lässt sich die Honda deshalb recht zügig fahren. Auch Überholmanöver bei Tempo 80 h/km sind machbar.
Sitzposition - Ergonomie
Für mich ist die Sitzposition angenehmen, wodurch ich auch nach sieben Stunden Fahrten keine Rücken- oder Nackenschmerzen bekomme.
Die Sitzbank ist ebenfalls bequem und Druckstellen gibt es erst nach mehreren Stunden. Ich muss hier aber erwähnen, dass ich Protektorenshorts mit einem Sitzpolster trage.
Benzinverbrauch und Reichweite
Auf meiner Route über 2'323km verbrauchte die Honda durchschnittlich 3.2 Liter Benzin. Mit diesem Wert komme ich mit dem 12.5 Litertank knapp 400km weit.
Ölverbrauch
Ich musste kein Öl auf meiner Tour nachfüllen.
Übersetzung
Die ist aus meiner Sicht optimal für die Leistung des Motors gewählt. Dadurch konnte ich auf steilen Bergsträsschen ohne Probleme bis in den 3. oder 4. Gang schalten. Enge Kehren, egal wie steil, meisterte der Motor ohne ruckeln im 2. Gang.
Auf Schotterpisten lief die Maschine im 2. oder 3. Gang über alle Hindernisse und im Stadtverkehr konnte ich schaltfaul im 4. oder 5. Gang mit Tempo 50 h/km fahren. Am meisten Power bringt der Motor im 3. - 5. Gang zwischen 6'000- 9'000 Touren.
Federelemente
Aus meiner Sicht sind diese zu weich. Mein Körpergewicht von knapp 90kg plus mein Fernreisegepäck mit 40kg bringen die Federelemente bei Unebenheiten oder im Gelände an ihren Anschlag respektive das Motorrad zum schaukeln. Ich würde deshalb mindestens das Federbein gegen ein Einstellbares auswechseln.
Bremsen und ABS
Die Vorderradbremse benötigt einen kräftigen Zug. Dafür stoppt sie dann das Motorrad zügig und das ABS arbeitet souverän, auch auf den Naturstrassen. Das ABS hinten lässt sich auf Schotterstrasse mit einem Knopfdruck abschalten.
Bedingt durch die weiche Federung taucht die Maschine beim starken Bremsen tief in die Vordergabel ein. Sie lässt sich dadurch aber nicht aus der Spur bringen und bleibt jederzeit stabil.
Serviceintervalle
Mit einem Ölwechselintervall von 12'000km ist die Maschine gut für Fernreisen gerüstet. Für die Überprüfung des Ventilspiels und der Zündkerzen sind die Intervalle sogar mehr als doppelt so lange.
Motorrenschutz
Leider alles aus Plastik, wobei der untere Motorrenschutz aus Hartplastik besteht. Ob diese Verkleidung einer langen Fernreise mit etlichen Schotterpassagen standhält, bin ich mir nicht sicher.
Armaturenschutz - Handquards
Sind nicht verbaut worden. Vermutlich wegen der im Lenker bestehenden Lenkerdämpfung. Für eine Fernreise müssten diese ergänzt werden.
Fussrasten
Bieten eine gute Auflage und werden mit Gummiabdeckungen ausgeliefert,
Auspuff
Wird extrem heiss, auch die Hitzeabdeckung. Es muss deshalb für die Nutzung von Gepäcksystemen, die ohne Kofferhalter fixiert werden, eine zusätzliche Hitzematte verwendet werden.
Armaturen
Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und es gibt keinen Kabelsalat. Zudem gibt es eine bereits installierte Halterung für das Navigationsgerät.
Kühlerschutz
Vorne schützen die gängigen Plastiklamellen den Kühler und seitlich wird er durch die Plastikverkleidung abgedeckt. Auch hier wäre aus meiner Sicht ein Schutz aus Aluminiumteilen angebrachter.
Rückspiegel
Diese sind starr und und leicht breiter, als der Lenker. Einen Sturz werden sie somit kaum überstehen. Müssten durch klappbare ersetzt werden.
Gepäckträger
Muss ergänzt werden, da die Maschine ohne ausgeliefert wird.
Gang- und Bremshebel
Die Gangschaltung konnte ich mit meinen Endurostiefeln einwandfrei nutzen und der Hebel in klappbar. Die Hinterradbremse ist ebenfalls gut bedienbar, aber der Hebel ist nicht einkappbar.
Werkzeugbox
Die hinten montierte Werkzeugbox ist aus Plastik und macht einen Fummeligen eindruck. Für eine Fernreise wäre eine Alubox eine standhaftere Lösung.
Benzintank - Benzinfilter
Der Einfüllstutzen des Benzintanks lässt leider keinen Einbau eines zusätzlichen Benzinfilters zu. Es muss hierzu eine andere Lösung gesucht werden.
Licht
Der Scheinwerfer erzeugt genügend Licht, muss beim Zuladen von Gepäck aber neu eingestellt werden. Neu leuchten bei allen Honda Motorrädern die vorderen Blinker permanent, wodurch die Sichtbarkeit des Motorrades verbessert wird.
Seitenständer
Macht auf mich einen unsicheren Eindruck. Je nach Bodenbeschaffenheit kippt das Motorrad starkt auf die Seite und gibt einem das Gefühl, dass es bald kippt, was aber nie passierte. Für eine Fernreise würde ich eine stabilere Lösung suchen.
Für die CRF300 ist der Zuberhörmarkt im Moment noch eingeschränkt, weil die Maschine neu auf dem Markt gekommen ist.
Zurzeit wird von vielen Anbietern geprüft, ob Zubehör zur CRF250 ebenfalls auf die 300 Modellreihe passt.
Die beiden Modelle weichen in wenigen Punkten voneinander ab. Die Unterschiede sind:
Honda CRF 300 Rally
Honda CRF 300 L Enduro
Für meine Motorradreise von Patagonien - Alaska habe ich mich für die Enduro Version entschieden. Alle Details dazu findest du hier.